Märchenfluch (1) : Das letzte Dornröschen, Claudia Siegmann,
gelesen von Katja Sallay, Wunderkind Audiobooks, 1MP3 10 h 34 min. ungekürzt
Die sechzehnjährige Flora Anthea Allenstein ist alleine mit ihrer
Mutter aufgewachsen und hat ihren Vater nur selten gesehen, auch dessen Mutter
Grazia hat nie ein besonderes Interesse an ihr gezeigt. Doch als ihr Vater
stirbt, bedauert sie, ihn nicht besser bekannt zu haben, ihre Großmutter ist
jedoch abweisend wie eh und je. Kurz darauf erhält sie einen
„Einberufungsbescheid“ zu einem Pflichtjahr in einer alten Mühle. So ein
Irrsinn, denkt sie, doch irgendwie scheint der Brief echt zu sein. Als sie dort
auftaucht, um empört den ungewollten Dienst abzulehen, erfährt sie, dass sie
die letzte Nachfahrin des für ausgestorben geglaubten Dornröschenclans sei. Sie
solle zusammen mit dem Geheimbund der Nachfahren der Märchenfiguren magische
Gegenstände auffinden und beseitigen, die für Menschen ohne das Märchengen,
lebensgefährlich sind und für Abkömmlinge der Märchenclans leider auch nur bis
zum 20. Lebensjahr harmlos. Flora hält dies für Irrsinn und hat ebenso wenig
Lust darauf mit der arroganten Neva aus der Schneewittchenlinie zusammen zu
arbeiten, wie anders herum. Doch plötzlich geschehen um sie herum unerklärliche
Ereignisse, die auch für die Menschen, die ihr etwas bedeuten, lebensbedrohlich
sind. Außerdem sind die Märchenprinzen auch nicht zu verachten und sie spürt in
sich selbst eine dunkle Magie erwachen, die sie besser für sich behält...
Märchen sind unvergesslich und beflügeln seit ewigen Zeiten unsere
Fantasie und Dornröschen ist sicherlich eines der beliebtesten der Gebrüder
Grimm, die übrigens auch, wenn nicht ganz unkritisch, in dieser Triologie
vorkommen.
Sehr interessant finde ich, dass die Nachkommen der Märchen
besondere Gaben haben und Flora erstmals keinen blassen Schimmer hat, welche
denn ihre sein könnte. Nein, sie ist nicht unablässig am Schlafen, es sich
deutlich interessanter und schwieriger zu erkennen, versprochen!
Erstmal lernt man Flora, ihre Familie und ihre Freundin Anna
kennen, wobei ich mich ernsthaft fragte, ob die zwei wirklich befreundet sind.
Aber tatsächlich, das sind sie, trotz Floras Überlegungen, wie es denn dazu
kommt. Anders als ihre Freunde, die sie erst durch die Fabula, die
Märchenclanagenten bekommt, bleibt Anna relativ blass, was aber kein
Konzeptionsfehler ist, sondern an ihrer Rolle liegt und ich bezweifle, daß sich
das in den kommenden Bänden ändern wird. Allerdings mochte ich sie mit der Zeit
durchaus lieber, denn anfangs fand ich sie etwas herrisch, aber eigentlich
bringt sie Flora nur immer wieder auf Spur. Das kann Flora auch gebrauchen,
denn durch ihre neue Situation ist sie ganz schön überfordert, vor allem da sie
mit der sehr schroffen Neva ein Team bilden soll, diese sich aber weigert sie
auszubilden. Nach und nach, erfährt Flora woran das liegt und tatsächlich
bringt sie das näher zusammen, so sehr, dass Flora ihr sogar Scitus, den
magischen Spiegel von Schneewittchens böser Stiefmutter anvertraut, um ihn zu
verstecken. Eigentlich gehört er inzwischen Nevas Schwester, aber die war
völlig überfordert. Mit Scitus ist Claudia Siegmann ein sehr eigenwilliger und
zwiespältiger Charakter gelungen, dessen Doppelzüngigkeit man wie Flora auch
erst einmal begreifen muss. Ihn zu sprechen ist offensichtlich auch eine große
Freude für Sprecherin Katja Sallay, der man das Vergnügen für dieses scheinbar
so wankelmütige und gefährliche Wesen richtig anhört. Die aristrokratischen
Zicken und Damen gelingen ihr aber nicht minder, wenn sie herablassend
versuchen Flora in ihre Schranken zu weisen oder herumzukommandieren. Da der
größte Teil dieser romantisch-magisch-verschwörerischen Märchenfortbildung
jedoch aus Floras Sicht erzählt wird, klingt sie meistens jung, bisweilen
verpeilt, überfordert, entschlossen, zornig... je nach Bedarf lässt sie ihre
Stimme die Klaviatur der Emotionen abrufen, absolut authentisch.
Sehr gut gefällt mir, dass man mit Flora und den übrigen einen
Märchenball besuchen darf, der allerdings von den Märchenfilmbällen abweicht,
denn er ist nicht das Ende, weder der Romanze, noch der Gefahr, vielmehr
verläuft er völlig anders, als der schöne Prinz es sich vorgestellt hat und
führt letztendlich zum großen Showdown. So viel möchte ich dann doch verraten,
dass man am Ende dieses Bandes weiß, woher die Triologie ihren Namen hat.
Flora finde ich absolut sympathisch, ebenso wie ihre mit diesem
Band beginnende Romanze, ihren Sinn für Gerechtigkeit und ihre bisweilen
aufbrausende Wut.
Meine 12 jährige Tochter hat sich auf Anhieb in das Cover
schockverliebt und wollte es unbedingt lesen... als Hörbuch fand sie es dann
aber noch besser und zwar so gut, daß sie Band 2, der nicht vertont wurde,
unbedingt lesen möchte, was bei ihr normalerweise nicht vorkommt.
Johannas Meinung: An Märchenfluch das letzte Dornröschen hat mir
besonders gut gefallen, dass die Geschehnisse meist ganz unerwartet waren.
Außerdem hat mir die Sprache und Ausdrucksweise von Flora gut gefallen. Man
könnte fast denken, dass es eine 16 jährige geschrieben hat. Das Ende finde ich
so spannend, dass ich nun unbedingt wissen will, wie es weitergeht! Das Cover
finde ich traumhaft schön. Mir gefällt auch, dass die Märchen so auf den Kopf
gestellt und neu erzählt werden.
Wir bedanken uns ganz herzlich beim Wunderkind Audiobooks Verlag
für unser ungekürztes Hörvergnügen!