Donnerstag, 5. März 2020

Märchenfluch (1) : Das letzte Dornröschen, Claudia Siegmann, gelesen von Katja Sallay, Wunderkind Audiobooks, 1MP3 10 h 34 min. ungekürzt



Märchenfluch (1) : Das letzte Dornröschen, Claudia Siegmann, gelesen von Katja Sallay, Wunderkind Audiobooks, 1MP3 10 h 34 min. ungekürzt

Die sechzehnjährige Flora Anthea Allenstein ist alleine mit ihrer Mutter aufgewachsen und hat ihren Vater nur selten gesehen, auch dessen Mutter Grazia hat nie ein besonderes Interesse an ihr gezeigt. Doch als ihr Vater stirbt, bedauert sie, ihn nicht besser bekannt zu haben, ihre Großmutter ist jedoch abweisend wie eh und je. Kurz darauf erhält sie einen „Einberufungsbescheid“ zu einem Pflichtjahr in einer alten Mühle. So ein Irrsinn, denkt sie, doch irgendwie scheint der Brief echt zu sein. Als sie dort auftaucht, um empört den ungewollten Dienst abzulehen, erfährt sie, dass sie die letzte Nachfahrin des für ausgestorben geglaubten Dornröschenclans sei. Sie solle zusammen mit dem Geheimbund der Nachfahren der Märchenfiguren magische Gegenstände auffinden und beseitigen, die für Menschen ohne das Märchengen, lebensgefährlich sind und für Abkömmlinge der Märchenclans leider auch nur bis zum 20. Lebensjahr harmlos. Flora hält dies für Irrsinn und hat ebenso wenig Lust darauf mit der arroganten Neva aus der Schneewittchenlinie zusammen zu arbeiten, wie anders herum. Doch plötzlich geschehen um sie herum unerklärliche Ereignisse, die auch für die Menschen, die ihr etwas bedeuten, lebensbedrohlich sind. Außerdem sind die Märchenprinzen auch nicht zu verachten und sie spürt in sich selbst eine dunkle Magie erwachen, die sie besser für sich behält...

Märchen sind unvergesslich und beflügeln seit ewigen Zeiten unsere Fantasie und Dornröschen ist sicherlich eines der beliebtesten der Gebrüder Grimm, die übrigens auch, wenn nicht ganz unkritisch, in dieser Triologie vorkommen.

Sehr interessant finde ich, dass die Nachkommen der Märchen besondere Gaben haben und Flora erstmals keinen blassen Schimmer hat, welche denn ihre sein könnte. Nein, sie ist nicht unablässig am Schlafen, es sich deutlich interessanter und schwieriger zu erkennen, versprochen!

Erstmal lernt man Flora, ihre Familie und ihre Freundin Anna kennen, wobei ich mich ernsthaft fragte, ob die zwei wirklich befreundet sind. Aber tatsächlich, das sind sie, trotz Floras Überlegungen, wie es denn dazu kommt. Anders als ihre Freunde, die sie erst durch die Fabula, die Märchenclanagenten bekommt, bleibt Anna relativ blass, was aber kein Konzeptionsfehler ist, sondern an ihrer Rolle liegt und ich bezweifle, daß sich das in den kommenden Bänden ändern wird. Allerdings mochte ich sie mit der Zeit durchaus lieber, denn anfangs fand ich sie etwas herrisch, aber eigentlich bringt sie Flora nur immer wieder auf Spur. Das kann Flora auch gebrauchen, denn durch ihre neue Situation ist sie ganz schön überfordert, vor allem da sie mit der sehr schroffen Neva ein Team bilden soll, diese sich aber weigert sie auszubilden. Nach und nach, erfährt Flora woran das liegt und tatsächlich bringt sie das näher zusammen, so sehr, dass Flora ihr sogar Scitus, den magischen Spiegel von Schneewittchens böser Stiefmutter anvertraut, um ihn zu verstecken. Eigentlich gehört er inzwischen Nevas Schwester, aber die war völlig überfordert. Mit Scitus ist Claudia Siegmann ein sehr eigenwilliger und zwiespältiger Charakter gelungen, dessen Doppelzüngigkeit man wie Flora auch erst einmal begreifen muss. Ihn zu sprechen ist offensichtlich auch eine große Freude für Sprecherin Katja Sallay, der man das Vergnügen für dieses scheinbar so wankelmütige und gefährliche Wesen richtig anhört. Die aristrokratischen Zicken und Damen gelingen ihr aber nicht minder, wenn sie herablassend versuchen Flora in ihre Schranken zu weisen oder herumzukommandieren. Da der größte Teil dieser romantisch-magisch-verschwörerischen Märchenfortbildung jedoch aus Floras Sicht erzählt wird, klingt sie meistens jung, bisweilen verpeilt, überfordert, entschlossen, zornig... je nach Bedarf lässt sie ihre Stimme die Klaviatur der Emotionen abrufen, absolut authentisch.

Sehr gut gefällt mir, dass man mit Flora und den übrigen einen Märchenball besuchen darf, der allerdings von den Märchenfilmbällen abweicht, denn er ist nicht das Ende, weder der Romanze, noch der Gefahr, vielmehr verläuft er völlig anders, als der schöne Prinz es sich vorgestellt hat und führt letztendlich zum großen Showdown. So viel möchte ich dann doch verraten, dass man am Ende dieses Bandes weiß, woher die Triologie ihren Namen hat.

Flora finde ich absolut sympathisch, ebenso wie ihre mit diesem Band beginnende Romanze, ihren Sinn für Gerechtigkeit und ihre bisweilen aufbrausende Wut.

Meine 12 jährige Tochter hat sich auf Anhieb in das Cover schockverliebt und wollte es unbedingt lesen... als Hörbuch fand sie es dann aber noch besser und zwar so gut, daß sie Band 2, der nicht vertont wurde, unbedingt lesen möchte, was bei ihr normalerweise nicht vorkommt.

Johannas Meinung: An Märchenfluch das letzte Dornröschen hat mir besonders gut gefallen, dass die Geschehnisse meist ganz unerwartet waren. Außerdem hat mir die Sprache und Ausdrucksweise von Flora gut gefallen. Man könnte fast denken, dass es eine 16 jährige geschrieben hat. Das Ende finde ich so spannend, dass ich nun unbedingt wissen will, wie es weitergeht! Das Cover finde ich traumhaft schön. Mir gefällt auch, dass die Märchen so auf den Kopf gestellt und neu erzählt werden.

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Wunderkind Audiobooks Verlag für unser ungekürztes Hörvergnügen!

Dienstag, 3. März 2020

Luzifer Junior (7) Fiese schöne Welt, Jochen Till, Raimund Frey, Loewe Verlag



Luzifer Junior (7) Fiese schöne Welt, Jochen Till, Raimund Frey, Loewe Verlag 
 
Luzifer Senior, dem Herrn der Hölle ist es unendlich langweilig, seit sein Sohn Luzie mit seiner Zwillingsschwester Lilly, seinen Freunden Gustav und Aaron und dem Hausdämon Cornibus Urlaub bei Oma Thea in deren Paralleluniversum macht. Naja, eigentlich hat er ja Luzie selbst zur Strafe auf die Welt, in das Internat St. Fidibus geschickt, da er für einen Teufel einfach zu nett ist und er von den Menschen lernen soll, wie man richtig fies wird. Aber dort hatte er jederzeit die Möglichkeit für einen Besuch. Die schlechte Laune muss mal wieder Steven, der Herr für technische Neuerungen in der Hölle ausbaden und sich Beschäftigungen für den Fürsten der Finsternis überlegen: Keine leichte Aufgabe. Luzie und seine Freunde sind derweil ganz begeistert von Omas schöner neuer Welt, die versucht hat, alle Fehler bei Planung des blauen Planeten zu vermeiden, indem sie sich nicht auf die unzuverlässigen Menschen verlässt. Das Ergebnis ist spektakulär. Alle sind super nett, das Wetter ist traumhaft, das Essen spektakulär und alles geschieht stets freiwillig, es gibt keinen Zwang. Doch plötzlich ist Aaron verschwunden und keiner erinnert sich mehr an ihn oder will ihn gesehen haben. Da stimmt was nicht
Wir lieben diesen running gag, dass Luzifer Senior zu Beginn dem armen Steven die Hölle heiß macht, warum auch immer! Der Teufel ist da ausgesprochen kreativ in seiner Unzufriedenheit, wie auch schon in seinen Strafen. Luzie und seine Freunde scheinen hingegen im 7. Himmel zu schweben, keine Welt könnte besser sein, als diese von Oma geschaffene, oder etwa doch nicht? 
Diese Reihe ist so witzig in Wort und Bild, dass meine Tochter (12) sie tatsächlich freiwillig liest. Dabei liegt es nicht nur an den Illustrationen, sondern auch an den Persönlichkeiten. Der Sohn des Teufels ist so unbedarft und kennt sich bei uns nicht aus. Er stellt Fragen zu Selbstverständlichkeiten, dass jedes Kind kichern muss, weil das doch schon jedes Baby kennt, oder weil Luzie mal wieder etwas viel zu wörtlich nimmt und damit völlig daneben liegt! In diesem Band ist das besonders krass, doch ehrlich, wie erklärt man einem Teufel auch die Liebe? Eigentlich ist der Gedanke an sich schon absurd. Während sich alle pudelwohl in diesem Paralleluniversum fühlen, leidet Cornibus unter Anpassungsstörungen. Irgendwas stimmt nicht mit ihm. Auf den Illustrationen kann man die Veränderungen herrlich mitverfolgen und man ist richtig neugierig, was denn eigentlich dahintersteckt. Das wird leider nicht so ganz aufgeklärt, aber letztendlich wird er wieder ganz der Alte. Natürlich ist es nicht nur witzig, sondern auch spannend und geheimnisvoll, denn auf ihrer Suche nach Aaron stoßen sie auf hartnäckigen Widerstand, der die Freunde erst recht misstrauisch macht. Doch die Lösung erstaunt nicht nur Oma, auch die Leser können über das Wiederfinden von Aaron staunen und lachen, auch wenn dann noch alles nicht wieder gut ist. Aber dem Einfallsreichtum der Freunde und ihrem Autor sind keine Grenzen gesetzt, so dass es letztendlich gut ausgeht und wir uns daher für den Herbst auf ein neues Abenteuer freuen können! Wer ist mit Band 7 anfängt, sollte auch kein Problem haben, denn alle auf die es ankommt stellen sich mit Bild vor! Das Problem ist dann nur, dass man dann noch die sechs Bände davor lesen will. 
Diese Reihe richtet sich an Jungs und Mädchen ab 10 Jahren. Das ist auch angemessen, da die Ironie die den Erfolg der Serie ausmacht, von jüngeren Kindern meist nicht verstanden wird. Dafür kann sie auch Lesemuffel begeistern. Das liegt nicht nur an den zahlreichen witzigen Illustrationen, die den Text auf den Punkt bringen, dank der engen Kooperation von Autor und Illustrator, sondern auch an dem wirklich komfortablen Schriftbild, das auch ungeübtere Leser nicht übermäßig anstrengt. Natürlich ist auch dieser Band wieder bei Antolin gelistet, so dass das Lesen des Buches natürlich auch auf der Leseplattform mit weiteren Punkten belohnt wird, sofern die Fragen zum Text richtig beantwortet werden. Bei dem Spaß, die das Buch bereitet, auch durch den Wortwitz, liest man aber automatisch gründlich. Meine Tochter kann die irrwitzigen Planlosigkeiten von Luzie fast schon auswendig, so sehr hat sie sich darüber amüsiert!
7 Bände und kein bisschen weiser, muss man Luzifer junior einfach lieben und mit ihm und über ihn lachen! Rasant und witzig schwärmt meine Tochter für die Reihe, eine bessere Empfehlung kann sie wohl kaum abgeben. 
Wir bedanken uns ganz herzlich beim Loewe Verlag für unser Rezensionsexemplar!