Samstag, 3. Februar 2024

Autorenlesung von Jennifer Teege aus „Amon – Mein Großvater hätte mich erschossen“ am 30.1.24 im alten Rathaus Andernach

 

Autorenlesung von Jennifer Teege aus „Amon – Mein Großvater hätte mich erschossen“ am 30.1.24 im alten Rathaus Andernach

 

Die sympathische Autorin wurde 1970 von Monika Göth und einem nigerianischen Vater kennen gelernt. Mit wenigen Monaten kam sie ins Kinderheim und mit 3 Jahren in eine Pflegefamilie, die sie im Alter von 7 Jahren adoptierte. Obwohl sie ihre Adoptivfamilie liebte, lastete stets eine Traurigkeit auf ihr und sie entwickelte Depressionen. Sie fühlte sich entwurzelt, wusste nichts über ihre Herkunft und warum ihre leibliche Mutter, die sie ebenso wie ihre leibliche Großmutter kannte, weggegeben hatte. Besonders zu ihrer Großmutter hatte sie, anders als ihre Mutter, ein inniges Verhältnis. Mit 38 Jahren, als sie bereits selbst 2 Söhne und einen Ehemann hatte, entdeckte sie in der Stadtbücherei ein Buch über ihre leiblich Mutter und erst dann realisierte sie, dass Monika Göth die Tochter von Amon Göth, dem Lagerkommandanten von Ausschwitz war, dessen Grausamkeit und Willkür einer großen Öffentlichkeit aus dem Oscar-prämierten Hollywoodfilm von Steven Spielberg „Schindlers Liste“ vor Augen ist. Die Erkenntnis erschüttert sie, wird ihr doch klar, dass ihr Großvater sie erschossen hätte, wären sie einander begegnet. Doch wie konnte ihre geliebte Großmutter, mit diesem Monster zusammen sein und sein Foto bis zu ihrem Tod über ihrem Bett hängen haben. Sie begibt sich auf die Suche nach ihren Wurzeln und folgt den schmerzhaften Spuren ihrer legendären Ahnen, sie reist nach Plaszów zu der Villa, in der einst ihre Großeltern neben dem KZ lebten.

 

Die Autorin erzählte dem gebannt lauschenden Publikum, wie sie nicht nur auf den Spuren ihrer Familie reiste, sondern sich auch die Zeitdokumente anschaute, die Aufnahmen, das letzte Interview ihrer Großmutter zur Vorbereitung für den Film Schindlers Liste. Auch den Dokumentarfilm über ihre Mutter schaute sie, nicht ohne Schmerz. Auch wenn die Erkenntnis ihrer Herkunft sie erstmal traumatisierte, war die Aufarbeitung sehr heilsam. Mit Anfang Zwanzig war sie nach Israel gegangen und hatte dort 5 Jahre lang studiert und gelebt. Die Freundschaften von damals halten teilweise noch bis heute. Die Offenlegung ihrer Herkunft, hat diesen keinen Abbruch getan.

 

Warum sie ihre Geschichte 2013 veröffentlichte erklärte sie, damit, dass sie mit Bedacht die Zeit gewählt habe, in der ihre Söhne zur Grundschule gingen. Es gäbe dann keine älteren Schüler die die Zeitung läsen und sie hänselten und ihre Herkunft würde zu Selbstverständlichkeit, ohne die toxische Wirkung von Familiengeheimnissen. Das Schicksal ihrer eigenen Halbschwester, die mit 15 Jahren drogenabhängig wurde, führt sie auch, aber nicht nur, auf dieser Verheimlichung ihrer Herkunft zurück.

 

Besonders interessant fand ich, dass Jennifer Teege die Unkenntnis ihres Vaters nie als so problematisch empfand, da sie diesen erst mit über 20 kennenlernte. Ihre Mutter jedoch kannte sie und dennoch hat sie sie mit wenigen Wochen weggegeben. Trotz des jahrelangen Kontaktes mit ihrer Mutter hat sie diese nie wieder zu sich genommen. Anders war ihre Großmutter, die ihr gegenüber immer sehr liebevoll und warmherzig war und sie auch im Heim und in der Pflegefamilie besuchen kam. Während der Kontakt mit ihrem Vater und dessen zweiter Familie inzwischen regelmäßig unregelmäßig war, brach ihre Mutter diesen ein Jahr, nach der Wiederaufnahme ab und nahm ihn bis heute auch nicht mehr auf....

 

An dieser Lesung nahm Jennifer Teege alleine teil, ohne die Journalistin Nikola Sellmair, die mit ihr gemeinsam das Buch verfasste und ihm so zwei Perspektiven gab, die persönliche und die journalistische.

 

Es ist nicht nur eine Geschichte die uns mahnt, die Vergangenheit nicht zu vergessen, sondern Verantwortung zu übernehmen. Es geht auch um die Verletzungen, die Familiengeheimnisse auf der Seele, auch von Kindern hinterlassen und daher zum offenen Umgang mit seiner eigenen Herkunft und Familie aufruft.

 

 

Ganz herzlichen Dank an die Initiative Erinnern, die diese Veranstaltung anlässlich des Holocaustgedenktages organisiert hat und an Jennifer Teege für die persönlichen Einblicke und die engagierte Beantwortung unserer Fragen.

 

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Monsieur Lucile und die Suche nach dem Glück, S. Sagenroth, BoD

 

Monsieur Lucile und die Suche nach dem Glück, S. Sagenroth, BoD

 

Die junge Luisa lässt sich etwas glücklos durch das Leben treiben. Sie ist nicht unglücklich, aber definitiv planlos und nimmt das leben, wie es kommt! Weder ihren Traumjob, noch ihren Traummann hat sie bisher gefunden, nur ihren Traumkater! Als an Neujahr ihre völlig aufgelöste Mutter anruft, dass ihre Oma Elsa und ihr Rollstuhl aus dem Heim verschwunden seien und sie sie doch bitte suchen solle, macht sich Luisa auf den Weg. Ihre unkonventionelle Oma wird nur finden, wer an unüblichen Orten sucht und tatsächlich wird sie fündig. Doch Elsa ist nicht alleine, sie ist in Gesellschaft weiterer Glückloser und sie warten nur auf sie, denn nur zu viert können Sie diese Suche nach dem Glück durch Zeit und Raum starten, denn es bedarf unbedingt vier Glückloser hat vor über 40 Jahren der charismatische Jean-Baptiste Lucile der faszinierten, jungen, schönen Elsa anvertraut, gemeinsam mit seiner magischen Kamera. Ehe sie ahnt wie ihr geschieht ist Luisa gemeinsam mit Oma Elsa, dem obdachlosen Altrocker Fiete und dem Schriftsteller-/Lehrer mit Schreibblockade Frederic auf dem Weg zur Weltausstellung in Paris im Jahre 1900.

 

Monsieur Lucile bleibt lange im Verborgenen und erscheint eher wie ein Mythos, eine verblassende Liebschaft, an die Elsa voller Nostalgie immer wieder zurückdenkt? Oder gibt es ihn doch? Wer sind eigentlich diejenigen, die in den Zwischenkapiteln immer wieder auftauchen? Keine Sorge, deren Identität wird schon noch enthüllt und auch Monsieur Lucile werden wir beim Lesen noch kennenlernen und nicht nur ihn! S. Sagenroth nimmt uns mit auf eine Reise zu aufregenden Momenten der jüngeren Vergangenheit. Sei es der emotionale Mauerfall in Berlin oder die Weltausstellung 1900 in Paris, als der Eiffelturm neue architektonische Maßstäbe setzte und die Malerei einem die Sinne vernebelte, oder die Maler mit vernebelten Sinnen malten? Egal! Unsere vier Glücksritter dürfen einen der ganz großen dieser Zeit treffen und mit ihm nicht nur ein Gläschen Absinth trinken. Der Rausch der Sinne war aber wohl zu jeder Zeit und an jedem Ort sehr beliebt, wobei der Freudentaumel und knallende Sektkorken beim Mauerfall reichten, nicht jedoch in den Elendsvierteln im Berlin der goldenen 20er, als Elend und Überfluss bisweilen gemeinsam feierten und die Gefahr nicht weit war.

 

Auch Woodstock war nicht unbedingt für seine Abstinenz bekannt, wohl aber für die ausgelassene und friedliche Stimmung, ganz anders als das Altamont Free Concert, das mich wahrscheinlich von allen Reisen am meisten fasziniert hat, weil ich von diesem Auftritt der Rolling Stones und diesem als Ostküstengegenstück zu Woodstock gedachten Konzert mit Musikgrößen ihrer Zeit noch nie gehört hatte, trotz des dramatischen Ausgangs. Diese punktuellen Einblicke in kurze Momente des Zeitgeschehens gefallen mir sehr gut, allerdings ging bei mir vor lauter Staunen bislang etwas das Gefühl für seine Protagonisten verloren. Vor allem Fiete konnte mich nicht wirklich packen und Elsas Exzentrik war für mich manchmal auch etwas zu egozentrisch, oder doch nicht? Vielleicht ging es ihr vor allem um das Glück ihrer bis dato glücklosen Mitreisenden... Eine Frage, die ich mir beim Lesen immer wieder stellte und ich unbeantwortet lassen musste. Es sind auf jeden Fall nicht die typischen Romanhelden und deswegen erleben sie auch untypische Abenteuer... doch letztendlich... das will ich aber nicht verraten, lest es selbst nach!

 

Kann nur das Glück finden, der es sucht? Oder reicht es einfach empfänglich für das Glück zu sein? Wohl eher letzteres, zumindest lassen mich diese vier Abenteurer hoffen, dass jeder eine Chance hat!

 

Ich bedanke mich ganz herzlich für mein Rezensionsexemplar!

 

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