Samstag, 3. April 2021

Die Wunderfabrik (2) – Nehmt Euch in Acht!, Stefanie Gerstenberger, gelesen von Carolin Sophie Göbel, Argon Verlag, 1 MP3 7 h 21 min.

 

Die Wunderfabrik (2) – Nehmt Euch in Acht!, Stefanie Gerstenberger, gelesen von Carolin Sophie Göbel, Argon Verlag, 1 MP3 7 h 21 min.

 

Es sind Ferien und ihre Eltern noch länger auf Forschungsmission, wo sollen die Geschwister Cecilia (14) Winnie (12) und Henry (5) denn nun wieder hin? Sehr zum Erstaunen der Eltern, wünschen sie sich, in Wales bei den Großeltern zu sein. Was die Eltern nicht ahnen: Winnie hat die Familiengabe geerbt, magische Lakritzbonbons zu kochen. Angeblich vererbt sich dieses Talent nur unter den männlichen Abkömmlingen und verstärkt sich, sofern eine Generation übersprungen wird. Winnie ist sich sicher, dass sie zu Großem fähig ist! Leider scheinen ihre Großeltern nicht so beeindruckt, wie besorgt zu sein. Alles ist streng geheim und es scheint stets um böse Vorahnungen zu gehen, ohne dass man ihnen sagt was los ist! Doch die Geschwister bekommen auch alleine heraus, dass es ein Verwandter auf sie abgesehen hat und zwar eigentlich auf den kleinen Henry, weil bei ihm die Gabe vermutet wird. Unheil braut sich über dem Dorf zusammen und alle Bewohner, bis auf die der Wunderfabrik werden mit schlechten Gefühlen vergiftet. Die Geschwister beschließen dieser Bedrohung den Garaus zu machen und ermitteln auf eigene Faust. In der Villa laufen alle Vorbereitungen für die alljährliche Geheimversammlung von Granny und Granpa.

Die Geschwister haben ihre merkwürdigen, oft etwas schroffen Großeltern und vor allem ihre sehr speziellen Hausangestellten, die sie nur TT das tragische Team nennen, ins Herz geschlossen. Darum steht ihr Entschluss fest, dass sie ihre Ferien nirgendwo anders verbringen wollen. Natürlich hofft Cecilia ihren Schwarm Robin wiederzusehen.

 

Die Großeltern machen es den Kindern wirklich nicht leicht, sie zu mögen, doch inzwischen schauen sie hinter ihre abweisende Fassade und bestaunen, was die beiden außergewöhnliches können: Der Großvater kann Lakritzbonbons kochen, die die Gefühle des Essers verändern und die Großmutter ist eine genial Erfinderin und Konstrukteurin. Die Erfindungen von ihr sind so eigenwillig und pfiffig, dass meine Tochter sofort völlig fasziniert von ihnen war. Da die Geschwister sich quasi selbst erzogen haben, halten sie unglaublich gut zusammen, auch wenn der Altersunterschied zu ihrem kleinen Bruder Henry doch ziemlich beachtlich ist und er auch in diesem Band ständig im Fokus der Erwachsenen steht. Das wurmt Winnie dann schon, denn als Sandwichkind war sie immer nur die Mittlere, sie ist nicht so strahlend schön wie Cecilia mit ihrem Flammenhaar oder so niedlich wie der kleine Henry. Sie war immer nur unauffällig und mittelmäßig, bis sie ihre Gabe entdeckte, die aber außer ihren Geschwistern keiner so richtig cool zu finden scheint. Auch wenn Cecilia mit ihren 14 Jahren bisweilen furchtbar pubertäre Anwandlungen hat, die Winnie ein bisschen peinlich sind, hängt sie sehr an ihrer Schwester und alle drei lieben das tragische Team. Köchin Marisa ist blind, Linette ist taubstumm und Hugo ist kleinwüchsig aber unglaublich stark. Ihre vermeintliche Schwächen kompensieren sie mit unerwarteten Stärken mehr als genug. Man sollte sie also auf gar keinen Fall unterschätzen, schon gar nicht ihre Fähigkeiten als Sicherheitstrio! Die drei sind so einzigartig und originell, dass man sie einfach lieben muss. Anfangs war ich ja etwas irritiert, über die Darstellung ihrer Handicaps und wie offen sich die Kinder über diese abfällig äußerten. Doch wie die Kinder kommt man als Zuhörer irgendwann aus dem Staunen nicht mehr heraus und man merkt, dass Stefanie Gerstenberger hier ganz behutsam anmahnt, niemanden zu unterschätzen und man daher auch wertschätzend mit ihnen umgehen möge! In diesem Band kommen dann auch noch die sehr betagten und schrulligen Freunde der Großeltern dazu, die es ebenso faustdick hinter den Ohren haben und jederzeit für eine Überraschung gut sind! Man sollte niemanden voreilig zum alten Eisen zählen! Die Geschichte sprüht vor originellen Einfällen, einer Prise Magie, Spannung und Teamgeist! Endlich erfahren die Kinder, was ihre Großeltern und das tragische Team

so fürchten und vor allem wen! Doch zu Ende ist dieses Abenteuer damit noch nicht und es endet richtig spannend!

 

Carolin Sophie Göbel ist eine gute Wahl für die Vertonung dieses generationsübergreifenden, fantastischen Abenteuers. Sie schafft es sowohl spielerisch die Kinder- & Jugendstimmen zu intonieren, wie auch die leicht zittrigen Stimmen der betagten freundlichen Freunde, Alberts immerwährenden kieksenden Stimmbruch erspart sie uns zum Glück. Dafür trifft sie genau, diesen leicht bockigen Ton, eines ungezogenen Kindes, dass sich nicht geliebt und zu unrecht beschuldigt wird. Das ist immer recht witzig, da er stets den anderen die Schuld für alles mögliche Böse gibt, das er selbst in die Welt gesetzt hat. Frei nach dem Motto: „Keiner mag mich, ich mach' es ihnen aber auch so!“. Gekonnt wechselt sie stimmlich zwischen den bisweilen unfreiwillig komischen, den glücklichen und den spannend, aufregenden Stellen hin und her und steigert diese angenehm unaufdringlich.

 

Die Altersempfehlung für das Buch lautet 10 Jahre, für das Hörbuch ab 8 Jahren. Meine 11 jährige Tochter liebt die Reihe inzwischen, aber da es bisweilen doch ganz schön gruselig/spannend/unheimlich ist und Cecilia schon sehr vernarrt, finden wir die Altersempfehlung ab 10 Jahren angemessener, auch weil Kinder Hörbücher gerne zum Einschlafen hören.

 

Eine spannend magische Reihe, die meine 11 jährige Tochter und ich auf jeden Fall weiter hören werden! Meine Tochter konnte nicht mehr aufhören weiter zu hören!

 

Vielen liebe Dank an den Argon Verlag für unser Hörexemplar!

 

https://www.argon-verlag.de/hoerbuch/gerstenberger-die-wunderfabrik-nehmt-euch-in-acht-2003807/

 

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Freitag, 2. April 2021

Mia und das große Halligalli der Gefühle (14), Susanne Fülscher, Carlsen Verlag

 

Mia und das große Halligalli der Gefühle (14), Susanne Fülscher, Carlsen Verlag

Mia (13 Jahre) hat es erwischt! In Miss Butterflys Bauch schwirren die Schmetterlinge und Max geht es zum Glück ebenso bei ihr. Das Leben könnte so glimmerig schön sein, wäre auch ihre beste Freundin Jette so megagigaglücklich wie sie. In der Schule hat sich Jette bei dem Anblick eines neuen Schülers schockverliebt, doch nun scheint er wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Dabei kennt Jette noch nicht mal seinen Namen! Noch schlimmer wird es, als dann auch noch Justyna, ihr geliebtes Au Pair Mädchen wohl zurück nach Polen muss, weil ihre beiden Eltern die Arbeit verloren haben. Dabei war es doch ihr Traum in Deutschland zu studieren! Jette, Mia, Alina und Leonie haben sie inzwischen so in ihr Herz geschlossen, dass dringend eine Lösung her muss. Leider ist das nicht ihr einziges Problem, denn Verliebte vergessen bisweilen Zeit und Raum und so profane Dinge wie die Kosten der Realität!

Mia und ihre Freundinnen werden langsam flügge und das erkennen auch ihre Eltern, weshalb sie eine große Überraschung für sie planen! Wie es bei Mia aus Hamburg, Tochter eines Gymnasiallehrers und einer Fußpflegerin so ist: das Leben ist aufregend, glimmerig, mega-giga-vollgepackt und doch ganz normal und real. Klingt eigentlich widersprüchlich und doch gelingt es Autorin Susanne Fülscher ganz fluffig, die Szenen eines Alltags-Teenies, witzig, aufregend und kribbelig zu erzählen. Da fühlt man sich gleich als Teil dieses sympathischen Freundeskreises und trubeligen Großfamilie, denn Mia hat noch drei Geschwister, ihre Eltern sind nicht getrennt, niemand trinkt…. es ist auch mal herrlich entspannt, von ganz typischen Leserinnenfamilien zu lesen, nur mit den Sorgen, die man so halt hat im Alltag. So hält die Geschichte auch eine gekonnte Balance zwischen Familie, Verliebtsein, Freundschaft und Schule, denn alles ist Teil von Mias Leben und jeder sollte dem anderen Raum lassen. Das finde ich auch eine ganz wichtige Botschaft für die Leserschaft: Schmetterlinge im Bauch sind toll, man darf aber dennoch nicht alles andere darüber vernachlässigen. Vielleicht verschwinden die Schmetterlinge eines Tages wieder (nein, das ist hier nicht in Sicht, versprochen!) und dann hat man niemanden auch, auch keinen, der einen wieder auffängt! Freundschaft ist wichtig, in guten, wie in schlechten Zeiten und darf nicht vernachlässigt werden. Also ganz schön stressig für die verliebte Teenagerin! Sehr gut finde ich auch, dass Mia genau weiß, was sie will. Mia will es langsam angehen lassen und damit meine ich nicht Sex, nein, selbst Knutschen wäre ihr noch zu viel. Händchenhalten, das Kribbeln im ganzen Körper und gemeinsam, eng beieinander quasseln ist herrlich und sollte richtig ausgekostet werden. Zum Glück sieht Max das auch so und zum Glück hat Mia den Mut zu sagen, was sie will. Das macht auch den Leserinnen Mut! Ein Junge der das nicht versteht, ist halt vielleicht doch nicht der Richtige? So werden hier ganz sensibel und behutsam ganz drängende und wichtige Probleme dieser Altersgruppe angesprochen, ohne an Leichtigkeit und Humor einzubüßen, denn auch das Lachen kommt in diesem Band wieder nicht zu kurz – versprochen!

Mia sammelt seit zwei Jahren Schmetterlinge, weshalb sie liebevoll Miss Butterfly genannt wird. Natürlich sammelte sie keine echten Schmetterlinge oder tote, das würde sie doch gar nicht übers Herz bringen, aber solche aus Glas, für die Haare, als Lesezeichen…. und so schwirren auch immer kleine Schmetterlingsvignetten vergnügt über die Seiten und verbreiten megagiga Zuversicht, ein elementares Muss in der Pandemie und tröstlicher Seelenbalsam. Auch wenn Dreizehnjährige gerade nicht so viel unternehmen können, mit Mia durch die Seiten zu ziehen, fühlt sich unheimlich real an und man wird direkt hineingezogen!

Ein herrliches Ende, dass mich glimmerig-glücklich gemacht hat und  mit dem ich nun Mia in diesem Finalband zuversichtlich in die Abenteuer der Pubertät entlasse. Ich bin ganz gewiss, dass Mia und ihre Freundinnen sie meistern werden!

Ganz lieben Dank an Susanne Fülscher für die engagierte Leserundenbegleitung!

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