Sonntag, 15. November 2020

Wildspitz, Monika Mansour, Emons Verlag

 

Wildspitz, Monika Mansour, Emons Verlag

 

Der zweite Fall für Sara Jung und Natalie Krieger: Just nach dem Ausstand von Harri Krieger beim Forschungslabor Rivoli wird dort eingebrochen. Die drei Täter richten großen Schaden an. Sie schlagen die Einrichtung und Geräte kurz und klein, befreien die Labortiere, öffnen den Schrank mit den gefährlichen Forschungserregern und erschlagen den Nachtwächter. Alle Spuren scheinen ganz klar auf Natalies Vater Harri zu deuten, doch Sara Jung, Leiterin der Kripo in Zug kann es nicht glauben. Dennoch ist sie gezwungen ihn festzunehmen, gegen ihre Überzeugung und ihr Bauchgefühl. Natalie ruft sofort ihren ehemaligen Bodyguard Tom um Hilfe, der die Vorwürfe ebenfalls nicht glauben kann. Der Fall tritt auf der Stelle, ein Motiv für diesen Vandalismus ist nicht nachvollziehbar, doch da überstürzen sich die Ereignisse. Ein tollwütiger Hund torkelt aus dem Wald auf einen Golfplatz und wird gerade noch rechtzeitig von einem golfenden Jäger erschlagen, ehe er jemanden verletzten kann. Dabei gilt die Tollwut seit Jahren in der Schweiz als ausgerottet. Es bleibt aber nicht bei diesem einen Fall, immer mehr verendende Tiere oder Kadaver werden gefunden und alles scheint auf einen Zusammenhang mit dem Laboreinbruch hinzudeuten.

 

Mit Sara Jung und Natalie Krieger sind Monika Mansour zwei sehr komplementäre Protagonistinnen gelungen. Während Sara eiskalt und kalkulierend scheint, ist Natalie ebenso emotional, wie auch als Schmetterlingskind verletzlich. So gerne würde sie als Superheldin gegen das Böse kämpfen, doch ein Gendefekt hält sie in ihrem Körper gefangen und alles was ihr zum Kämpfen bleibt, ist es die Tiefen des Darknets nach Verbrechern zu durchforsten. Klar ist dieser Fall für Natalie persönlich, immerhin hat Sara ihren Vater verhaftet, kaum, dass sie ihr gegenüber positiver eingestellt wurde, nach dem großen Showdown von „Höllgrotten“. Doch auch Sara scheint darin verwickelt, auch wenn sie keine Ahnung hat, weshalb man ausgerechnet sie bedrohen sollte. Neben all diesen Rückschlägen gibt es für Natalie einen Lichtblick: durch Tom lernt sie einen Kumpel von ihm kennen und Ricco scheint Sara ebenso feindselig gegenüberzustehen wie sie selbst und er nimmt Natalie wahr wie sie ist. Endlich fühlt Natalie sich als Frau und nicht nur als Objekt von Mitleid.

 

Den Gedanken des Bioterrorismus finde ich ebenso interessant, wie die inneren Kämpfe der Protagonistinnen mit ihren Dämonen. Tatsächlich findet sogar Covid 19 hier seine Erwähnung, auch wenn dies hier kein Corona-Krimi ist. Doch die Gefahr, die von Krankheitserregern in skrupellosen Händen ausgeht, wird hier eindrücklich vor Augen geführt, geschickt kombiniert mit den persönlichen Besonderheiten der Ermittler und der zu Unrecht ins Licht gezogenen Unschuldigen. Da diese Beziehungen durchaus sehr eigenwillig und komplex sind, werden diese persönlichen Abschnitte niemals langweilig, selbst wenn die Ermittlungen zu stagnieren scheinen. Allerdings finde ich diesen Fall nicht einfach nur komplex, sondern bisweilen einfach zu sehr konstruiert, was das Motiv und die Umsetzung des Rachefeldzugs anbelangt. Dennoch habe ich mich keinen Moment lang gelangweilt, auch wenn ich den großen Knaller zum Schluss schon lange vorher ahnte. Die Stärke liegt einfach in den persönlichen Beziehungen und die bleiben bis zum Schluss besonders. Ebenso besonders ist natürlich auch die Schweizer Landschaft in welcher sich die Verbrechen ereignen. Rau und wild, ist sie abstoßend und anziehend zugleich, ebenso widerstreitend, wie seine Protagonistinnen.

 

Ich mag diese eigenwilligen Einzelgängerinnen und bin gespannt, wie es mit ihnen weitergehen wird.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich beim emons Verlag für mein Rezensionsexemplar.

 

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Samstag, 14. November 2020

Brombeerfuchs – Das Geheimnis von Weltende, Kathrin Tordasi, gelesen von Christian Rudolf, Jumbo Verlag, 5 CDs 7 Stunden 8 Min.

Brombeerfuchs – Das Geheimnis von Weltende, Kathrin Tordasi, gelesen von Christian Rudolf, Jumbo Verlag, 5 CDs 7 Stunden 8 Min.

 

Portia verbringt ihre Ferien erstmals dort, wo sie auch ihre Mutter verbrachte. Bei den Tanten Rose und Bramble in Conwy, Wales. Ihr Anwesen ist traumhaft, verwunschen, umgeben von einer Brombeerhecke und die Tanten sind alt aber cool und herzlich. Sie wundert sich nur über den Fuchs, dem sie immer wieder begegnet. Im Örtchen lernt sie im Buchladen den gleichaltrigen Ben kennen, mit dem sie ein Picknick machen soll. Doch Ben taucht nicht auf, er hat einen Fahrradunfall, während er einen verletzten Vogel versorgen will. Also nehmen ihn Rose und Bramble, die den Unfall beobachtet haben mit nach Hause. Portia ist allerdings nirgends zu finden. Denn sie hat einen versteckten Schlüssel im Arbeitszimmer gefunden und der Fuchs führt sie schnurstracks zu einer geheimen Tür in der Brombeerhecke. Der Schlüssel passt und Portia betritt eine fremde Welt, ohne die Tür hinter sich zu schließen. Eine Tür, die niemals hätte geöffnet werden dürfen und deren Bedeutung Rose nur allzu schmerzlich bewusst ist. Mit Ben, dem Vogel und dem Fuchs, folgt sie Portia in die Zwischenwelt, um zu verhindern, dass der Graue König erwacht und sie alle in den Nebel des Vergessens hüllt. Dieser darf niemals in die Menschenwelt oder in die Anderswelt gelangen, zum Schutz der Seelen und Erinnerungen. Doch Portia hat die Tür geöffnet und sie zu verschließen und das Unheil wieder zu begraben wird gefährlich und aufregend!

 

Die Gestaltung des Covers sprang meiner Jüngsten (11) sofort ins Auge und ihr war klar, dass sie diese Geschichte unbedingt kennenlernen will!

 

Die Geschichte ist sehr rasant und gleichzeitig komplex, da ist es von Vorteil gut zuzuhören. Denn vieles ist nicht das, was es zu sein scheint. Außerdem ist es sehr spannend, aufregend und bisweilen gruselig, so dass sich diese Geschichte nur bedingt als Gute-Nacht-Hörbuch eignet. Die Welt oder vielleicht besser Welten, in die Portia und Ben eintauchen, sind sehr vielschichtig und bis ins Detail ersonnen. Gerade bei einem Hörbuch entgeht einem schnell ein wichtiges Detail, sofern man nebenher hört, aber da finde ich es von großem Vorteil, dass es einzelne Tonträger sind, die man dann einfach mit Vergnügen noch einmal hört. Beim Lesen entgehen einem nicht so schnell entscheidende Details.

Interessant finde ich, dass es hier nicht nur Gut und Böse gibt, sondern gerade auch Facetten dazwischen und jede Menge Zweifel, die gerade Spannung aufkommen lassen. Neben der Anderswelt gibt es auch die Totenwelt und die bietet wirklich sanfte und interessante Möglichkeiten über die Endlichkeit und den Tod nachzudenken. Keine Sorge, es geschieht schon in einem angemessenen Rahmen, aber es geht um Akzeptanz und Loslassen und nicht Hokuspokus. Es werden Kindern auch wenn es sich um ein Fantasyabenteuer handelt, keine unsinnigen Hoffnungen gemacht. Es gefällt mir gut, dass hier die Kinder nicht nur zum Mitfiebern und Mitdenken, sondern eben auch zum Nachdenken aufgefordert werden.

 

Nicht ganz glücklich war ich bei dieser Aufnahme mit Christian Rudolf. Gut, eine weibliche Stimme wäre mir passender erschienen, da für mich Portia die Hauptperson ist und ich daher eine weibliche Stimme angemessen gefunden hätte, aber das ist es eigentlich nicht. Ich empfinde seine Performance als qualitativ unausgewogen. Da ich nicht ungerecht sein möchte, habe ich mir alle Tonträger mehrfach angehört und tatsächlich, empfinde ich seine Ausdrucksweise zu Beginn als sehr schwach. Seine Stimme ist sehr angenehm und freundlich, sie schmeichelt sich geradezu ein, aber sie differenziert sehr wenig zwischen den einzelnen Charakteren. Das bin ich von seiner Interpretation von Scary Harry nicht gewohnt und das hat mich zu Beginn sehr aus dem Konzept gebracht. Sobald sich die geheime Tür in die Zwischenwelt öffnet, scheint auch der Interpret sich für mehr Facettenreichtum zu öffnen. Gerade die magischen Wesen und Gestaltwandler arbeitet er liebevoll und individuell heraus. Die Weichheit seiner Stimme empfinde ich im Hinblick auf die Altersempfehlung ab 10 Jahren bei den gruseligen und kämpferischen Szenen als großes Plus, da es so zwar spannend, für Kinder aber weniger belastend ist, weil die Stimme signalisiert, dass alles gut werden wird.

 

Meine Jüngste  (11)findet es super, dass sie diese Geschichte als richtig in sich abgeschlossen empfindet. Cliffhanger mag sie nämlich gar nicht. Hier merkt sie richtig, dass die Geschichte beendet ist und so kann sie sich auch innerlich von ihr verabschieden. Das ist ihr sehr wichtig.

 

Vielen lieben Dank an den Jumbo Verlag für unser Hörexemplar!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

http://www.jumboverlag.de/data/media/me2657.mp3

 

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