Dienstag, 6. Februar 2018

Businessplan Mord: Erfolgreich einen Krimi schreiben, Monika Mansour, Aris Verlag



Businessplan Mord: Erfolgreich einen Krimi schreiben, Monika Mansour, Aris Verlag
Hm, wie schreibt man eigentlich einen Krimi? Reicht es eine gute Idee zu haben und einen PC, wie gehe ich da eigentlich am besten ran und wie finde ich einen Verlag? Fragen über Fragen, dabei habe ich mir immer vorgenommen, daß ich Krimis nach den Fällen des BGHSt (die Strafsenate des Bundesgerichtshofs) schreiben werde, wenn ich im Ruhestand bin, denn nix tun, geht ja nun auch nicht und Hausarbeit liegt mir nicht. Wie gut, daß ich schon in den Strafrechtsvorlesungen immer grübelte: wie ist das eigentlich ans Licht gekommen? Wie wurde das aufgeklärt? Während meine Professoren so strafrechtlich faszinierende Figuren wie „die mittelbare Täterschaft“ mit dem „Katzenkönigfall“ oder ähnliches erklärten. Ja, als Student kann Strafrecht witzig sein, als Opfer nie und für den Autor sollte es Berufung sein, denn sonst hält man wohl nicht durch.
Monika Mansour fängt daher ganz von vorne an und das auch strukturiert, so wie sich dieses Buch auch in folgende Teile gliedert:
1.     Erfolgs-Strategie
Wie alles begann und Monika Mansour zur Autorin wurde.
Untergliedert in die Unterpunkte:
- Heute darf ich mich Autorin nennen,
- Wie ich zur Schreibtischmörderin wurde
- Der lange Weg vom leeren Papier zum gedruckten Buch
- Rückschläge und Kritik sind nicht tödlich
- Das tägliche Produzieren von Träumen
- Wie ich an meinen eigenen Worten wachse
- Ich muss mehr können als nur schöne Sätze schreiben
- Mein Geschäftsmodell für die Zukunft              
Sehr unterhaltsam erhält man Einblick in den Berufsalltag, aber auch in die Möglichkeiten. Ich fand es sehr interessant mehr über Lektorate und Selfpublishing zu erfahren und es wurde mir wieder klar, warum ich einige Verlage mehr schätze als andere. Ein solides Lektorat, mag zwar einiges am Text ändern, was der Autor erst einmal verdauen muß, aber es geschieht ja zum Wohle des Buches und zur besseren Lesbarkeit. Eine gute Geschichte ist nicht alles und allzu viele Fehler und Stolpersteine im Text stören, doch überliest man seine eigenen Fehler mit ziemlicher Sicherheit. Und ja, ein guter Stil garantiert noch keine gelungene Geschichte, die Mischung macht es.

2.     Business-Talk
Wie man schreibt: alles rund um den Aufbau eines gelungenen Krimis
-        Die Leidenschaft strukturieren
-        Inspiration und Startkapital besorgen
-        Den Plot für eine Heldenreise organisieren
-        Stil und Schreibtechnik nutzen
-        Mit Helden und Schurken zusammenarbeiten
-        Einen Krimi von A bis Z produzieren
-        Mit Konflikten und Spannungen die Figuren manipulieren
-        Das Manuskript einer Endkontrolle unterziehen
-        Wie Agenturen und Verlage die Bilanz aufwerten
Hier hat der Einstieg mich schmunzeln lassen, da ich doch sehr an meinen Englisch-LK mit Plot und erster Satz erinnert wurde. Das hat mich aber definitiv geprägt. Wenn der erste Satz mich nicht anspricht, wird es eng für den Krimi und Zufälle oder plötzlich auftauchende Personen, gefallen mir gar nicht, es sollte sich alles ganz von natürlich, quasi zwingend ergeben. Aber natürlich hat es seinen Reiz Herr über das Geschehen zu sein, Figuren und die Handlung zu kontrollieren und zu manipulieren. Eventuell mit einem diabolischen Grinsen während des Schreibens. Dabei darf man aber neben der Leidenschaft zum Schreiben und dem Entwickeln der Geschichte nie das Geschäft vergessen. Daher fand ich gerade den Einblick in die Tätigkeit der Agenturen und das Verlagswesen sehr interessant.

3.     Anhang: Leitbilder, Strategien und Produktionsmittel
Hier gibt es Checklisten für Charaktere, Orte u.ä., denn als Autor sollte man nie den Überblick und die Kontrolle über seinen Fall verlieren. Diese kann man abschreiben, einscannen oder einfach nur einprägen, damit man nie vergißt, daß ein Roman stets auch eine Struktur und nicht nur Gefühl benötigt. Zudem werden hilfreiche Computerprogramme und Webseiten für Autoren aufgelistet, sehr hilfreich für Jungautoren.
Sehr gut hat mir dabei neben den Praxisbeispielen und Tipps, auch von anderen Kollegen, die immer wieder auftauchende Figur ihres türkischstämmigen Ermittlers Cem Cengiz gefallen. Das hat diesem Ratgeber eine sehr persönliche Note gegeben und ist natürlich ein Leckerbissen für Fans von Cem und Co., zeigt aber auch, wie sehr Schriftsteller mit ihren Charakteren leben.
Was mir wirklich gut gefallen hat, war daß dieser Ratgeber nicht trocken und langweilig war, sondern gerade durch die Beteiligung von Cem, aber auch durch den Schreibstil sehr locker und unterhaltsam und dennoch informativ. Aber der Ratgeber ist nicht egozentrisch an Monika Mansour ausgerichtet, sie nennt auch andere Beispiele, wie z.B. Harper Lee, die von ihrem Erstling ein Leben lang gut leben konnte und eigentlich kein weiteres veröffentlichen mußte. Wer den zweiten Roman, der eigentlich eine frühere Version des Klassikers ist, kennt, wird schmunzelnd festgestellt haben, wie sehr dieses Buch doch „überarbeitet“ wurde, „Go set a watchman“ ist eigentlich ein völlig anderes Buch.
Ein wirklich hilfreicher Ratgeber für alle die sich mit dem Gedanken tragen, mal eines Tages ein Buch zu veröffentlichen, oder die bereits ein Manuskript in der Schublade haben. Es muß nicht zwingend ein Krimi sein, viele der Tipps kann man auch auf andere Genres anwenden, denn auch für Liebesromane stellt sich die Frage: Selfpublishing, Agentur, Verlag? Was ist das Richtige für mich?
Sollte es mit dem eigenen Buch nun doch nicht klappen, so hat man zumindest interessante Einblicke in die Arbeit einer Autorin, das Verlagswesen bekommen und viele Bücherwürmer bekommen en passant Fragen beantwortet, die sie sich nie zu stellen gewagt haben. Man kann auch einfach nur darin schmökern, denn es ist wirklich unterhaltsam geschrieben. Ob ich mit diesem Wissen nun später mal Bestseller-Autorin werde? Only Time will tell ;)
Ein wirklich unterhaltsamer Ratgeber für Möchtegern-Autoren und Bücherwürmer!

Sonntag, 4. Februar 2018

A Christmas Carol in Prose, Being a Ghost Story of Christmas, Charles Dickens, Read by Gordon Griffin GoyaLit



A Christmas Carol in Prose, Being a Ghost Story of Christmas, Charles Dickens, Read by Gordon Griffin GoyaLit
Durch die Großbritannien-Challenge auf Lovely Books stand dieses Jahr ein Werk von Charles Dickens bei mir auf dem Plan und ich habe mich fürs Hören entschieden, nachdem mir die englischen Hörrunden mit den Randomhouse Produktionen so einen Spaß gemacht haben:
Ebenezer Scrooge ist ein alter zynischer Geizkragen, der es selbst an Weihnachten bedauert, seinen Angestellten frei geben zu müssen. Er kann Weihnachten nicht leiden und lehnt sogar die wohlwollende Weihnachtseinladung seines Neffen barsch ab. Bettler verscheucht er beleidigend, für Bittsteller jeder Art hat er nichts übrig. Doch in dieser Weihnacht erhält er Besuch von den Geistern der Weihnacht, der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftiger. Diese führen ihm vor Augen, wie seine Weihnachtsfeste waren, es aktuell ist und wie es künftig wird, sollte er sich nicht ändern. Ebenso werden ihm die Feste bei seinem geduldigen Neffen und der Familie Cratchit, die trotz großer Armut und schwerer Sorgen ein liebevolles und glückliches Fest feiern.
Die Weihnachtsgeschichte von Dickens ist ein Klassiker, der auch in der Weihnachtszeit in verschiedenen Produktionen im Fernsehen ausgestrahlt wird u.a. von den Muppets oder mit Patrick Stewart. Es ist also eine Geschichte, die den meisten bekannt ist, oder mit der sie sich in kurzer Zeit schnell vertraut machen können, was es deutlich erleichtert, der inzwischen nicht mehr ganz modernen, aber dennoch wunderschönen Sprache zu folgen. Ebenezer Scrooge ist auch heute noch im Englischen das Sinnbild für absoluten Geiz, aber auch für die Möglichkeit eines Menschen sie zu verändern und seinen Charakter und sein Leben aus eigenen Stücken zum Besseren zu ändern, durch die Kraft der Liebe zu seinen Mitmenschen. Das geht jederzeit nicht nur zum Fest der Liebe und so kann man diesen Klassiker auch sehr gut außerhalb der Weihnachtszeit hören, denn die Geschichte ist wunderschön. Die Kraft der Liebe ist es die uns glücklich macht und kein Geld der Welt. Geschäftskontakte ersetzen keine Familie und keine Freunde.
Da sowohl victorianische Literatur, als auch Hörverständnisübungen zum Lehrplan sämtlicher Oberstufen Englisch-Kurse gehören dürfte, empfand ich das Hörbuch als super Vorbereitung furs Abitur. Das liegt zwar hinter mir, ich wollte einfach mal Dickens hören und die Weihnachtsgeschichte ist für Dickens Verhältnisse ja sehr kurz. Dieses Hörbuch richtet sich ganz bewußt an alle die Englisch lernen wollen und schon ein fortgeschrittenes Niveau haben. Für diese gibt es eine Vokabelliste zum Downloaden im Internet. Dafür bin ich zwar normalerweise zu faul, ich mag es lieber, wenn die Vokabeln mitgeliefert werden, aber als ich es dann dennoch tat, stellte ich fest, daß diese Liste die Track für die Track die heute ungebräuchlichsten oder nicht zwangsläufig bekannten Vokabeln auflistet auch Erklärungen enthält, wie ich sie von meinen Schullektüren her kenne. Z.B.
“Track 04
….want: Mangel, Entbehrung
Union workhouses:
1834 wurde den einzelnen Gemeinden die Armenfürsorge entzogen. Größere Verwaltungseinheiten schlossen sich zusammen und errichteten Armenhäuser
Treadmill: Tretmühle
Poor Law:
1834 wurde ein neues Armengesetz verabschiedet, das Bedürftigen jegliche staatliche Unterstützung mit Ausnahme der Einweisung in Armenhäuser versagte“

Das ist dann selbst bei den Begriffen hilfreich und informativ, die man bereits kennt, aber vielleicht nicht ihre genaue Bedeutung zur Zeit Dickens, das hat mir sehr gut gefallen. Damit man auch schön im Englischen drin bleibt, sind selbst die Informationen zu Autor und Sprecher auf Englisch verfasst, aber gut verständlich. Ansonsten beschränkt sich die Ausstattung auf eine umfangreiche Trackliste mit den Anfangsworten des Tracks.

Native Speaker Gordon Griffin ist schon etwas älter, was stimmlich sehr gut zu Scrooge und den Geistern der Weihnacht passt, Doch auch Tiny Tim und Scrooge Neffen weiß er zu meistern. Es ist unüberhörbar, daß er als Schauspieler große Hörbucherfahrung hat (über 700 Audiobooks hat er eingesprochen) und einige Preise für seine Produktionen gewonnen unter anderem für Dickens „A Tale of Two Cities“. Er spricht klarstes Oxbridge Englisch, sehr gut verständlich und schaffte es auch die Gefühle zu transportieren, durch Ironie und Wärme.
Charles John Huffam Dickens wurde 1812 in der Nähe von Portsmouth geboren und arbeitete kurz als Parlamentsreporter, ehe er Anfang zwanzig anfing Romane zu schreiben. Bereits sein Erstlingswerk „The Pickwick Papers“ wurde erfolgreich. Sein Werk ist unter anderem für seine gesellschaftskritische Schilderung der Armut und der Ungleichheit in der Viktorianischen Gesellschaft bekannt. Er starb 1870.

Knapp 3 Stunden feinster englischer Hörgenuß auf einer MP3 mit 50 Tracks, die in kurzen Abständen gesetzt sind, so daß man schnell auf die Vokabelliste schauen kann.

Ein wirklich gutes Konzept die Reihe „The sound of the language“, die vor allem Klassiker der englischen Literatur vertont, die es verdienen nicht vergessen zu werden.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Verlag Jumbo Neue Medien, zu deren Erwachsenenprogramm dieses Hörbuch gehört, für die Erweiterung meines Horizonts und die Auffrischung meiner Englischkenntnisse.