Dienstag, 12. Dezember 2017

Ein Dings namens Schröder – Hartmut El Kurdi, Marine Ludin (Illustr.), Tulipan kleiner Roman


 
Ein Dings namens Schröder – Hartmut El Kurdi, Marine Ludin (Illustr.), Tulipan kleiner Roman

Im Rahmen unseres Kinderbuchadventskalenders freue ich mich Euch heute zum 10. Türchen ein ganz besonderes Weihnachtsbuch vorzustellen und zu verlosen:
Dies ist eine ungewöhnliche Weihnachtsgeschichte, auch wenn der Titel es nicht vermuten läßt!
Es ist Heiligabend, das Fest der Liebe und der Versöhnung steht vor der Tür. Aber leider nicht bei Lilly! Ihre Eltern streiten sich wie die Kesselflicker, über den krummen Baum, das Essen und überhaupt und sowieso. Manchmal brauchen Paare ja keinen Grund zum Streiten. Für die Kinder ist es dennoch entsetzlich und so rettet sich Lilly schnell auf den Hof, denn sie ahnt, daß es mit dem Eintreffen der Omas noch schlimmer werden wird! Auf dem Hof trifft sie ihren muslimischen Freund Karim, der auch so gerne einen Weihnachtsbaum hätte, aber nicht darf. Um sich von ihrem Kummer abzulenken unternehmen sie ein Wettretten. Dummerweise kommt es dabei zu einem Unfall mit einer Rollerfahrerin im weißen Overall und mit wilden blonden Locken, die anschließend ihr Gedächtnis verloren hat. Dieser wie vom Himmel gefallene Engel beschließt einfach Lilly nach Hause zu begleiten, sie hat da so ein Gefühl, so wie sie meint Schröder zu heißen und ein Dings zu sein. Dieser etwas schräge Engel sorgt für das schönste Weihnachtsfest für Lilly und irgendwie auch für Karim.
Dieses Buch ist wirklich sehr ungewöhnlich, denn es beginnt mit Zank und Streit. Aber es behandelt aber viele wirklich aktuelle Themen für Kinder, mit sehr viel Humor und Einfühlungsvermögen! So hätte Karim gerne einen Weihnachtsbaum, einfach weil er ihn so schön findet und das ohne sich von seiner Herkunft und seiner Religion distanzieren zu wollen. Das geht vielen Kinder von Migranten, überall auf der Welt so. Lilly hingegen wünscht sich vor allem, daß ihre Familie endlich mal aufhört zu streiten, auch das ist leider Alltag. Ebenso die die verwirrte Omi und die herrische Oma, die noch zusätzlich die schlechte Stimmung anheizen, obwohl doch alles so schön sein könnte, mit etwas Geduld und Toleranz. Die Hauptsache ist es doch, daß man sich liebt, den Rest bekommt man dann auch schon hin. Eine wichtige Erkenntnis, die im Alltag leider viel zu oft untergeht und in Nichtigkeiten ertrinkt. Manchmal kommt das Glück wie hier unverhofft und unangemeldet, es drängt sich einfach hinein und dann sollten wir es zulassen, uns darüber freuen und mit ihm lachen. Dass ein Engel einfach nur Schröder heißt und Motorrad fährt, ist für Kinder ein Riesenspaß!
Es ist ein wunderbar warmherziges und lustiges Buch, trotz des Familienzanks. Man sollte es selbst lesen oder vorlesen, um es sich besser vorstellen zu können und wird dabei durch viele farbenfrohe, fröhliche Bilder von Marine Ludin noch belohnt.
Diese Weihnachtsgeschichte kommt aus der Tulipan Reihe: Kleiner Roman, der sicheren Leseanfängern mit längeren Geschichten ein Erfolgserlebnis vermittelt, daß sie es schon geschafft haben, einen ganzen Roman alleine zu lesen! Dies ist eine schöne Idee, da jeder kleine Leser anders ist. Einige brauchen ganz kurze Sätze und wenig Text pro Seite, an diese richtet sich die Tulipan ABC Reihe, dass seine Geschichte nach Lesekompetenzstufen, statt nach Alter einteilt und diese Reihe ist eben für die besonders engagierten Jungleser! Dennoch ist das Vorlesen dieses Buches gerade in der Weihnachtszeit nicht verboten und macht auch gerade Eltern Spaß!
Ich bedanke mich ganz herzlich für dieses wunderbare Verlosungsexemplar für unseren Kinderbuchadventskalender beim Tulipan Verlag.

Montag, 11. Dezember 2017

Der große Lord, Raymond A. Scofield, Weihnachtshörspiel, WDR und Head Room Sound Productions



Der große Lord, Raymond A. Scofield, Weihnachtshörspiel, WDR und Head Room Sound Productions
Jedes Jahr schauen wir mit den Kindern „Der kleine Lord“ im Fernsehen und es ist soooo schön. Als ich auf der Buchmesse dann das Hörspiel zur Fortsetzung sah, dachte ich gleich: das muß ich hören! Dabei mag ich Hörspiele gar nicht so…. Aber worum geht es denn:
An Heiligabend erscheint in Erleboro auf der Polizeiwache ein junger Mann und verlangt festgenommen zu werden, da er Lord Fauntleroy erschossen habe! Der diensthabende Wachtmeister Paddock ist ganz erstaunt und hört sich mit immer größerem Interesse die Geschichte an, die der junge Mann zu erzählen hat. Als Achtjähriger kam er mit seiner Mutter aus Amerika und war für kurze Zeit Cedric, der junge Lord Fauntleroy, bis es zu einem fatalen Unfall kam, den Anwalt Mr. Havisham ihnen als Mord ins Gewissen redete. Er gab vor, ihnen helfen zu wollen und so übergab er Cedric einem Slumlord und hieß von nun an Tom Tipton und seine geliebt Mutter blieb in der Hand des skrupellosen Anwalts zurück. Doch die Unbekümmertheit des kleinen Lords und sein gutes Herz lassen ihn auch in den Slums gute Freunde finden und als das Schicksal ihn nach Windsor Castle führt, nimmt sein offenes Wesen auch dort die Herzen der Damen für sich ein!
Der Beginn der Geschichte, der Wandel des wohlwollenden Anwalts zum fiesen Schurken, ist für mich nicht ganz so nachvollziehbar. Cedrics Leben in den Slums hingegen sehr realistisch, man wird unwillkürlich an Oliver Twist erinnert. So trifft Cedric wie auch Oliver immer wieder auf gute Menschen, doch Slumlord Charlie Froggat, hält ihn fest in seinen Fängen und will ihn zu immer schändlicheren Machenschaften heran ziehen und sogar seine eigene liebenswerte Großtante Lady Constantina bestehlen. Doch schafft Cedric es mit seinem guten Herzen ein gutes Ende zu finden. Dieses gute Ende, läßt jedoch sehr lange auf sich warten, was es für mich ein wenig abschwächt. Seine unfreiwillige Trennung von seiner Mutter und seiner übrigen Familie dauert so lange, es ist unwiederbringlich verlorene Lebenszeit, die sich nicht nachholen lässt, vor allem nicht für seine Mutter.
Oft habe ich bei Hörspielen das Problem, daß ich der Handlung nicht folgen kann, weil ich die Stimmen nicht schnell genug auseinander halten kann. Dieses Problem stellt sich hier nicht. Die Stimmen sind sehr angenehm, gut verständlich und unterscheidbar. Aber auch zwischen den Dialogen werden genügend Hinweise gestreut, daß man immer genau weiß, was gerade passiert und wer gerade spricht. Dass keine total bekannten Stimmen mitsprechen finde ich eigentlich ganz angenehm, so wird man weniger abgelenkt und es sticht kein einzelner heraus. Auch unangenehme Lautstärkeschwankungen konnte ich nicht feststellen. Die Verständlichkeit der Produktion ist ausgezeichnet.
Dieses Hörspiel entstammt dem WDR-Hörfunk-Programm und wurde an zwei Sendeterminen ausgestrahlt, so daß beide Tonträger gleich lang besprochen sind und CD 2 noch einmal mit einer kurzen Zusammenfassung des bisher erlebten beginnt. Eigentlich sehr komfortabel.
Hörspiele haben es so an sich, daß sie den ursprünglichen Text stark verkürzen und ich fürchte, dies ist der Grund dafür, daß ich einige Entwicklungen der Geschichte als etwas zu schnell empfinde. Da dies aber nun ein Charakteristikum eines Hörspiels ist, ziehe ich hierfür nur einen Stern ab.
Die Klapphülle ist ebenso wie die Tonträger sehr liebevoll und weihnachtlich gestaltet. Sämtliche Sprecher und ihre Rollen sind aufgelistet.
Für mich eine schöne stimmungsvolle Fortsetzung des kleinen Lords. Nicht ganz perfekt, aber schon schön. Zuerst hatte ich so meine Zweifel, ob es so passend für Hörer ab 8 Jahren sei, zu hören wie Cedric in den Slums zu einem Trickbetrüger ausgebildet werden soll, doch auf Grund der weiteren Entwicklung kann man das Hörspiel durchaus ab 8 Jahren empfehlen.
Lord Fauntleroy gehört einfach zu Weihnachten und ich habe mich sehr über die Fortsetzung gefreut und so geben wir trotz der Schwächen noch gute 4 von 5 Sternen.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei den Head Room Sound Productions für dieses Rezensionsexemplar!