Samstag, 11. November 2017

Myriad High 2: Was Sophie verschweigt, Carly Wilson, dtv



Myriad High 2: Was Sophie verschweigt, Carly Wilson, dtv
Dies ist der zweite Band der fesselnden Myriad High Serie, die unbedingt der Reihe nach gelesen werden sollte: Myriad High ist die modernste High School mit Internat, in Stemford im Silicon Valley, Kalifornien. Dort werden so futuristische Fächer unterrichtet wie: Product-Testing, Bio-Fuse, Offline leben und Cyberspuren lesen. Die 3 Freundinnen Hannah, Sophie und Chloe könnten eigentlich glücklich sein. Sie sind auf dem mordernsten Internatscampus der Welt und sie sind mit ihren Traumtypen zusammen. Aber sind sie das wirklich? Halloween steht an, aber Ben will nicht mit Sophie hin, der Kerl serviert sie einfach für die Cheerleaderin mit der größten Klappe ab! Nunmehr knutschen die zwei überall wild auf dem Campus herum, am liebsten direkt vor Sophies Nase! Matt nimmt Hannah kaum noch wahr, geschweige denn in den Arm, da er nur noch mit seiner geheimnisvollen Herkunft beschäftigt ist. Hannah hilft ihm dennoch bei der Suche nach seiner Familie und macht dabei erschreckende Entdeckungen zum Tod ihres Vaters. Statt Chloe endlich richtig zu küssen, taucht auf Connors Halloween-Party der dubiose Ramiro auf, der auch irgendwas mit Drogen in der Bowle zu tun haben scheint. Auch Allyssa wird immer merkwürdiger, obwohl sie doch nun endlich mit Ryan zusammen ist. Immerhin scheint Evan für Sophies Schulprojekt eine echte Stütze zu sein, während Hannah mit ihrem Projektpartner Kyle wohl die totale Niete erwischt hat.
In diesem Band geht es hoch her. Auch wenn nach dem Titel Sophie und ihr Leiden nach der überraschenden Trennung von Ben im Mittelpunkt zu stehen scheint, sind es doch eigentlich die nach und nach ans Licht kommenden Enthüllungen der Geheimnisse aller und ihrer Eltern. Denn eigentlich dürften Evan, Allyssa und Ryan ja gar nicht auf die Myriad High gehen, da sie die Voraussetzungen nicht erfüllen. Doch irgendwas hat Deborah Steiner, die nun mehr, nach dem Tod von Hannahs Vater, alleinige Herrscherin über das Myriad Imperium ist, dazu bewogen, diese drei dennoch auf zu nehmen. Nach und nach kommt ein Netz aus Lügen und Intrigen ans Tageslicht, daß Deborah Steiner mit den Jahren aufgebaut hat. Während hierdurch einiges klarer wird, werden aber auch neue Fragen aufgeworfen, vor allem stellt sich die Frage: wie gefährlich ist Deborah Steiner wirklich für die jungen Freunde? Das ist unglaublich spannend und das Ende ist der absolute Knaller. Das wirklich fiese an dem Ende ist: Ich kann im Internet noch nicht herausfinden, wann denn nun endlich Band 3 erscheint!
Neben der Spannung und dem Gefühlschaos werden aber auch kritischere Töne angeschlagen. So demonstriert der Lehrer in dem Fach Cyberspuren lesen, wie leicht es auf Grund der Angaben die in sozialen Netzwerken veröffentlicht werden, Passwörter zu knacken, oder die digitale Identität eines Menschen zu stehlen. Na ja, außerdem gibt es da ja noch die geniale Chloe, die sich auch auf kompliziertere Art und Weise Zugang zu fremden Daten beschafft und die Verantwortlichen heimlich ausspäht. Im Netz ist einfach nichts sicher, daher immer schön im legalen Bereich bleiben! Matts Suche nach seinen Wurzeln führt die Leserinnen in ein abgelegenes Indianerreservat in Idaho, dessen Tristesse keine Lagerfeuerromantik aufkommen lässt. Das ganz große soziale Thema ist aber gerade in diesem Band Mobbing auf allen Ebenen, egal ob hinter vorgehaltener Hand, oder digital. Nur allzu schnell wird man Opfer, doch wie wehrt man sich? Was kann man dagegen tun? Nicht alle vermeintlichen Antworten darauf, die die Myriad Schüler zu finden scheinen, sind gut und so manches wird anschließend wieder bereut. Diese Themen zeigen schon, daß die Werbung für Band 1, daß es eine literarisch Soap für Jugendliche sei, nicht greift. Die Serie dreht sich nicht nur um Liebe und Intrigen, sondern greift Themen auf, die Jugendliche betrifft, informiert und warnt. Die Warnung fällt sicher auf fruchtbareren Boden, als alle guten elterlichen Ratschläge.
Der Stil ist wirklich schnell zu lesen, aber nicht anspruchslos. Ich bewundere Carly Wilso alias Ulrike Rylance, alias Caro Martini ja dafür, daß sie es als in den USA lebende Deutsche schafft in ihrer Muttersprache so ansprechend zu schreiben. Als Mutter von 2 Töchtern weiß sie auch genau worüber sie spricht, wenn sie das amerikanische High School Leben beschreibt.
Was ich ziemlich cool vom dtv-Verlag finde, ist daß es möglich ist, per papego das Buch mobil weiter zu lesen. Denn das Buch ist so spannend, mysteriös und emotional, daß man es unbedingt weiterlesen will, nur wie oft lässt man mal sein Buch zu Hause liegen, steht irgendwo dumm rum und wünscht sich, man könnte gerade noch 5 Minuten weiterlesen?
Eine tolle Reihe für Leserinnen von 11 – 14 Jahren und ich warte gespannt auf den 3. Teil um meine Favoritin Chloe und vergebe 5 von 5 Sternen.

Donnerstag, 9. November 2017

Der Weihnachtosaurus, Tom Fletcher, Shane Devries (Illustr.) Franziska Gehm (Übersetzung), cbj



Der Weihnachtosaurus, Tom Fletcher, Shane Devries (Illustr.) Franziska Gehm (Übersetzung), cbj
Ich las den Titel, sah das Cover und dachte, das Bilderbuch will ich lesen, das ist bestimmt ein toller Geschenktipp!
Meine Töchter 10 und 8 sind sofort auf das Cover angesprungen und dann noch der goldene Buchrücken! Doch es ist kein Bilderbuch, es hat immerhin stolze 380 Seiten und die durfte ich jetzt noch vorlesen. Im Eiltempo bitte, denn die Geschichte ist so spannend!
Also, diese bildgewaltige Geschichte kam sehr gut bei meinen Töchtern an und auf Grund des Inklusionsgedankens auch bei meinem persönlichen Förderschullehrer:
Der kleine William Trudel ist ein glückliches Kind, auch wenn seine Mutter vor Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam und er nun alleine mit seinem Vater in einem windschiefen Haus in London in bescheidenen Verhältnissen lebt. Er hat Freunde, sein Vater ist der Weltgrößte Weihnachtsfan und er der weltgrößte Dinosaurier Fan. Als sich sein Leben 3 Jahre später zum Schlechten gewandelt hat, weil die fiese Brenda Pein ihm nun an der Schule das Leben zur Hölle macht und er erstmals wahrnimmt, wie traurig sein Vater aussieht, gibt dieser ihm für seinen Weihnachtswunsch einen Rat: er solle sich das wünschen, was er am liebsten hätte, erst durch den Glauben werden Wünsche wahr! Also wünscht er sich einen Dinosaurier!
Der Weihnachtsann ist bei dem Wunsch etwas ratlos, einen echten Dinosaurier wird sich der kleine William Trudel in seinem Rollstuhl wohl kaum wünschen, aber was will er dann für einen? Wie gut, daß die Wichtel ein Dinosaurier-Ei im ewigen Nordpol-Eis gefunden haben, das der Weihnachtsmann mit seinem gigantischen Po ausgebrütet hat. Die perfekte Vorlage für einen Kuscheldino. Doch bei der Geschenkübergabe kommt alles anders, denn ein böser Jäger hat es auf die magischen, fliegenden Rentiere des Weihnachtsmannes abgesehen. Eine magische, aberwitzige und spannende Jagd beginnt!
Diese Geschichte steht in der britischen Erzähltradition von C.S. Lewis und J.K. Rowling. Fantastisch, abenteuerlich und sehr spannend. Dazu ist das Buch wirklich äußerst lebendig und liebevoll  zweifarbig von Shane Devries illustriert, der auch das Cover gestaltet hat. Die Weihnachtswichtel sprechen bzw. singen ausschließlich in Reimen, bei deren Übersetzung es des ganzen Sprachgefühls von Franziska Gehm bedurfte, diese bisweilen recht umfangreichen Botschaften in sinnvolle Reime zu verpacken. Alle Achtung für diese Leistung, ein wenig eigen wirken sie trotzdem. Meine Töchter hatten einen riesigen Spaß, mir die Wichtelreime vorzusingen, für mich hätten die Reime auch kürzer sein können, was nicht am Gesangstalent einer Töchter liegt.
Meine Kinder waren von dieser Geschichte ganz verzaubert und so widersprüchlich die Begriffe Weihnachten und Dinosaurier auch zu sein scheinen, es passt eigentlich schon gut zusammen, denn neben aller Magie und Fantasy geht es auch um weihnachtliche Botschaften wie Versöhnung, die Macht der Liebe und des Glaubens. Es hat bei Ihnen echte Emotionen hervorgerufen, sie haben an den passenden Stellen gelacht und Tränen verdrückt. Meinen Mann hat es auch sehr begeistert, daß Williams sehnlichster Wunsch es nicht war, wieder laufen zu können, denn solange er Freunde hatte, hat ihn sein Rolli nicht weiter gestört, denn er war voll in die Klasse integriert.
Bei Online Buchhändlern lese ich immer schlechte Kritiken, wenn ein Weihnachtsbuch keine 24. Kapitel hat. Hat dieses Buch wirklich nicht. Ich habe auch so meine Zweifel, dass es die meisten Vorleser schaffen würden, dieses Buch an 24 Tagen in einheitlich langen „Portionen“ vorzulesen. Es muss auch einfach mal schöne Weihnachtsgeschichten geben. Die man einfach schon im November beginnt und eventuell noch bis Neujahr weiter liest. Das gemeinsame Lesen ist auch ein schönes Ziel.
Dieses Buch ist für Jungen und Mädchen die die Narnia-Chroniken oder Harry Potter lieben gleichermaßen geeignet, also ab 8 Jahren.
Allerdings: Ja, es geht um Verzeihung und Versöhnung, aber nicht im Hinblick auf den Bösewicht! Dessen Ende hat mir in einer weihnachtlichen Kindergeschichte ab 8 Jahren nicht gefallen. Ich kann ja mit Weihnachtsdinos um Gottes Willen leben, aber das Schicksal des Schurken war mir wirklich zu unweihnachtlich. Irgendwo ist dann meine Grenze überschritten und so gibt es trotz der totalen Begeisterung meiner Töchter und meines Mannes „nur“ gute 4 von 5 Sternen.