Samstag, 13. September 2025

Wie Sterne in der Nacht Die lange Reise der jüdischen Kinder aus Prag Caren Stelson, Selina Alko, aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit, Rotfuchs Verlag

Wie Sterne in der Nacht

Die lange Reise der jüdischen Kinder aus Prag

Caren Stelson, Selina Alko, aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit, Rotfuchs Verlag


Das Buch erzählt die schöne, aber traurige Geschichte der jüdischen Kinder aus Prag, die von ihren Eltern getrennt wurden, um nach London zu emigrieren und vor den Nationalsozialisten in Sicherheit gebracht zu werden. Sie wussten damals nicht, was mit ihnen passieren würde oder ob sie ihre Eltern je wieder sehen würden. Auch wer sie gerettet hatte erfuhren sie erst Jahrzehnte später.


Noch 1938 können jüdische Kinder in der Tschechoslowakei ein normales und unbeschwertes Leben führen. Sie machen Picknicks im Park, spielen, lachen und gehen zur Schule wie alle anderen. Nach den Judenprogromen im November 38 in Deutschland ändert sich das. Die Kinder werden auf der Straße beschimpft und bedroht. Ihre Eltern planen etwas, was die Kinder noch nicht verstehen. Die Väter schicken Briefe an einen Mann, mehr wissen sie nicht. Bald darauf wird Prag besetzt und es ist von Krieg die Rede.

Als ihre Eltern die Kinder dann schließlich auf ihre Reise nach London schicken, wo gut auf sie aufgepasst werden soll, flüstern ihre Mütter ihnen etwas zu, was sie noch den Rest ihres Lebens, und die Leser den Rest des Buches, begleiten sollte:


Manchmal wirst du einsam sein und Heimweh haben.

Lass bei Nacht die Sterne und bei Tag die Sonne

Boten unserer Gedanken und unserer Liebe sein.“


Die Reise wurde von jenem Unbekannten aus den Briefen organisiert.

Nachdem es am Bahnhof einigen Eltern schwer fällt, sich von ihren Kindern zu trennen und sie an der deutschen Grenze von Polizisten recht ruppig behandelt werden, begreifen sie allmählich, dass es doch nicht einfach ein großes Abenteuer ist und es ihr altgewohntes Leben nicht mehr gibt. Die Fremden, die sie am Bahnhof herzlich empfangen, kümmern sich tatsächlich sehr gut um die Kinder, aber insgeheim sehnen sie sich dennoch nach ihrer Heimat und ihren Eltern. Sie sind mittlerweile gut integriert. Aber wenn die Nachrichten vom Krieg und dem Leid der Juden berichten, können sie nur hoffen, dass ihre Mütter und Väter nicht zu den Menschen auf den schrecklichen Bildern gehören.

Der Krieg ist zu Ende und sie kehren zurück, doch die meisten finden ihre Eltern tatsächlich nicht wieder. Doch zurück bleibt die Frage, wer war der Fremde, der ihre Reise nach England veranlasst hatte und ihnen allen so das Leben gerettet hat


Das Buch ist für Kinder gut verständlich geschrieben und wird besonders anschaulich, da man durch die bedachte Wortwahl und die wir-Form tatsächlich das Gefühl bekommt, es wären die Kinder damals, die einem ihre Geschichte erzählen würden. Man wird wie an die Hand genommen und durchs Buch geführt, als wäre man selbst ein Kind. Auch wie die Kinder erst im Dunkeln gelassen werden und ihnen erst nach und nach ihre eigene Situation deutlich wird und die Zukunft ungewiss bleibt wird sehr schön vermittelt.


Die Atmosphäre und Gefühle der Kinder werden für die Leser zudem gekonnt durch die farbenfrohen und detailreichen Bilder und Collagen von Selina Alko eingefangen und helfen dabei ins Buch einzutauchen und sich das Beschriebene vorzustellen oder sogar einzuprägen.


Auf den letzten Seiten findet man außerdem neben den Quellen und weiteren Buchempfehlungen zu dem Thema einen kurzen Infotext zu den Kindertransporten, eine ausführliche Chronologie der Ereignisse, eine Erklärung zu den 5 Kindern, die im Buch repräsentativ für alle von ihnen stehen sowie eine kurze Zusammenfassung ihrer persönlichen Geschichte und ein paar Bilder, darunter das Denkmal für die Kinder von Yad Vashem.


Auch sehr berührend ist die Geschichte der Autorin, Caren Stelson, die selbst aus einer jüdischen Familie stammt und von den Bildern der Kindertransporte so berührt wurde, dass sie sich ausführlich darüber informierte und schließlich eher spontan dieses Buch schrieb.

Die ebenfalls jüdische Illustratorin, Selina Alko, berichtet Ähnliches in ihrer Anmerkung. Wie es sie emotional mitnahm für die Recherche tiefer in die schrecklichen Ereignisse zu blicken, es ihr aber auch Hoffnung und Freude schenkte von dieser herzerwärmenden Ausnahme zu hören.


Ich bedanke mich ganz herzlich beim Rotfuchs Verlag und der BUCH CONTACT Agentur für dieses bewegende Rezensionsexemplar.


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