Sonntag, 29. November 2020

Eine Leiche zur Bescherung, Agatha Christie, gelesen u.a. von Oliver Kalkofe, der Hörverlag, 3 CDs 3 Std. 43 Min.

Eine Leiche zur Bescherung, Agatha Christie, gelesen u.a. von Oliver Kalkofe, der Hörverlag, 3 CDs 3 Std. 43 Min.

 

Dieses Hörbuch enthält die Weihnachtserinnerung der Autorin aus ihrer Kindheit „Weihnachten in Abney Hall“ sowie die Kurzkrimis „Die Pfarrerstochter“ mit Tuppence und Tommy, „Hercule Poirot und der Plumpudding“, „Eine Weihnachtstragödie“ mit Miss Marple und „Die Ankunft des Mr. Quinn“ eine weihnachtliche Verbrechensnachstellung, ohne einen ihrer bekanntesten Charaktere, aber mit unverhofftem Ausgang. Weihnachten, das Fest der Liebe und der Geburt Christie und Krimis scheinen sich ja eigentlich gegenseitig auszuschließen, doch sind die Settings dieser Geschichten in der gehobenen englischen Bürgerschicht längst vergangener Tage so weihnachtlich festlich, dass der eine oder andere Mord da kaum ins Gewicht fällt. Auch lassen einige Handlungsausgänge auf deutlich bessere Zeiten hoffen und so manches Unglück kann durch genaue Beobachtung und schnelles Kombinieren verhindert werden.

 

Die kurze Weihnachtserinnerung aus Kindertagen der Autorin kommt gänzlich ohne Missetaten aus und ist einfach eine festliche Einstimmung und ein interessanter Einblick in das Leben der englischen Oberschicht. Ursula Illert vermag es die Stimmung, die Feierlichkeit und die Vorfreude so wie die immer wiederkehrenden Glücksmomente der Kindertage auferstehen zu lassen. Diese Episode ist kurz und nostalgisch.

 

 Der Weihnachtsauftrag von Tuppence und Tommy ist zwar auch recht kurz, aber dennoch ganz schön kniffelig. Zu Beginn neckt Tuppence Tommy mit einer Prophezeiung, die sich letztendlich bewahrheiten wird. Der Fall, den die zwei kurz vor Weihnachten übernehmen sollen, dreht sich um die rätselhafte Erbschaft einer verstorbenen, vermögenden Großtante, deren Vermögen nach ihrem Ableben, jedoch nicht auffindbar ist. Dafür scheint es in ihrem Haus inzwischen zu spuken und dennoch gibt es erstaunlich eifrige Kaufinteressenten hierfür. Das Lebensglück der Erbin und nicht weniger, hängt an der Lösung dieses Rätsels! Stephan Benson hat mir mit diesem Wiederhören mit Tuppence und Tommy wirklich eine große Freude bereitet, auch wenn ich mir eine weibliche Stimme gewünscht hätte, da Tuppence und die Erbin als Hauptpersonen weiblich sind. Dennoch spricht Stephan Benson diesen Fall mit dem nötigen Feingefühl für die weiblichen Befindlichkeiten und Nöte. So kann man sich am Ende herrlich mit ihm freuen.

 

Hercule Poirot und der Plumpudding nimmt einen ganzen Tonträger für sich ein und ist schon zu Beginn recht merkwürdig. Der Meisterdetektiv freut sich auf ein ruhiges Fest, als er unbedingt dazu überredet werden soll, dem Fall eines gestohlenen Rubins nachzugehen, da er von erheblicher staatlicher Brisanz sei. Wie denn das? Das leuchtet Poirot auch nicht wirklich ein, doch er wird mit einem Fest nach guter alter Tradition in einem feudalen Herrenhaus geködert, dem er nicht widerstehen kann. Die Gäste sind zahlreich und nicht alle so traditionsbewusst wie er, doch erfreut er sich an den Traditionen, den kulinarischen Köstlichkeiten und der Lebenslust und Vorfreude der jüngeren Gäste. Wie die Autorin schon eingangs anmerkt, würde mein Magen solche Mengen an Köstlichkeiten wohl nicht verkraften, doch Poirot ist in seinem Element und lässt auch seinen wachen Geist nicht von seinem Magen ablenken, so dass diplomatische Verwicklungen im letzten Moment verhindert werden können. André Jung liest diesen leicht gekürzten Fall mit der passenden Mischung aus Bonvivant, Nachdenklichkeit und stiller Amüsiertheit. Ich habe diese CD rundum genossen!

 

In „Eine Weihnachtstragödie“ kann Miss Marple mal wieder zeigen, dass zarte, ältere Damen, die scheinbar ganz in ihre schickliche Handarbeit vertieft sind, nicht unterschätzt werden sollten und so erzählt sie von einer furchtbaren Tragödie, die sie zwar hat kommen sehen, aber nicht hatte verhindern können. Einzig die vermeintlich unmögliche Aufklärung des fürchterlichen Mordes ist ihr zu verdanken, denn sie kennt sich ja bestens mit kleinen weiblichen Schrullen aus und weiß sie zu deuten. Diese Geschichte gelesen von Beate Himmelstoß befindet sich bereits auf einer früheren Weihnachtskrimiklassiker Zusammenstellung des Verlages, was mir dank der prägnanten Erzählweise der Interpretin und dem Charme der Ermittlerin gleich auffiel.

 

„Die Ankunft des Mr. Quinn“ verhindert, anders als bei der guten Jane Marple, allerdings durchaus eine weihnachtliche Tragödie in einem edlen Herrenhaus, mitten im tiefverschneiten Winter. Vor 10 Jahren ereignete sich in diesem Haus ein Selbstmord, der nie wirklich nachvollzogen werden konnte. Einige der damals im Hause anwesenden Freunde, sind auch heute noch dort und noch immer ebenso ratlos wie damals, da der Hausherr kurz vor seinem Ableben so guter Dinge gewesen zu sein schien. Was hat ihn nur zu seinem Stimmungsumschwung veranlasst und zur Verzweiflungstat getrieben? Bisweilen benötigt es etwas Abstand und neugierige, unparteiische Beobachter, um einem Geheimnis auf die Spur zu gelangen! Oliver Kalkofe lässt den Hörer mitten in diesem Schneegestöber nicht kalt. Es vermag es die Atmosphäre der Fassungs- und Ratlosigkeit aufzubauen, während er treffend die Beobachtungen des neugierig, kauzigen Landedelmannes Mr. Sattersway schildert. Auch wenn das Thema nun nicht wirklich weihnachtlich zu sein scheint, vermag er es dennoch eine erneute Tragödie zu verhindern, was durchaus ein Anlass zu feiern ist!

 

Zu dieser kurzweiligen Krimisammlung gehört auch ein Booklet, das nicht nur eine Kurzbiografie der Autorin und Infos zu den Sprechern erhält, sondern auch ein kurzes Personenverzeichnis zu jeder einzelnen Geschichte, was ich gerade bei den Adelsnamen und ihren Beziehungen untereinander sehr hilfreich fand.

 

Eine winterlich-festliche Zusammenstellung kleiner nostalgischer Krimischmankerln und eines kurzen Einblicks in die Kindheit der Autorin, die mir entspannte vorweihnachtliche Stunden bescherte. Atmosphärisch sehr geeignet für Backstunden oder Adventsbasteleien.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Der Hörverlag und dem Bloggerportal für mein Rezensionsexemplar.

 

#hörbuchliebe #weihnachtsfest #weihnachtskrimis #zuhausehören #agathachristie #plumpudding #eineleichezurbescherung #kriminellgut #crimetime #krimifan #krimitipp #weihnachtsnostalgie #missmarple #herculepoirot #tuppenceundtommy #derhörverlag #hörbuchblogger#

Freitag, 27. November 2020

Wir brauchen viel mehr Schafe, die Online-Omi macht Theater, Renate Bergmann, gelesen von Carmen-Maja Antoni, Der Audio Verlag, 2 CDs 1 h 50 min. gekürzt


Wir brauchen viel mehr Schafe, die Online-Omi macht Theater, Renate Bergmann, gelesen von Carmen-Maja Antoni, Der Audio Verlag, 2 CDs 1 h 50 min. gekürzt

Renate Bergmann (82) vierfach verwitwet geht regelmäßig alle zwei bis drei Wochen sonntags in die Kirche. So gehört sich das, dann weiß man was los ist und bleibt auf gutem Fuß mit dem lieben Gott und dem Herrn Pfarrer. Doch dieser Sonntag steht unter keinem guten Stern. Erst ist ihr Rollator-Parkplatz im Schatten bereits besetzt, ebenso wie die Plätze in der ersten Reihe und dann muss sie auch noch hören, dass die olle Frau Schlode, die schon den Männerchor, den Kinderchor und die Geburtstagscafés an sich gerissen hat, nun auch noch das Krippenspiel am 4. Advent an sich reißen will. Aber nicht mit einer Renate Bergmann, die olle Schlode findet doch nie ein Ende und in ihrem Alter mag man nicht mehr so lange warten. Renate Bergmann beratschlagt mit ihren Freundinnen Ilse, Gertrud und deren Männern, sowie Neffe Stefan. Dann steht ihr Plan fest, dass sie dieses Jahr das Krippenspiel organisieren, eines dass man nicht so schnell vergessen wird und das alle im Kiez begeistern soll! Nur müssen sie irgendwie die olle Schlode von den Proben fernhalten und den Pfarrer überzeugen, ihnen die Leitung zu überlassen. Aber Renate und Ilse sind nicht auf den Kopf gefallen, denen fällt schon was ein, wenn sich ein Problem auftut!

Da es von Online-Omi Renate Bergmann ja bereits das Weihnachtshörbuch „Über Topflappen freut sich ja jeder“ gab, hat sie sich entschieden dieses Mal eine Adventsanekdote zu präsentieren, eine an die sie sich noch sehr gut erinnern kann! Wer Renate Bergmann und ihr Universum kennt, kennt natürlich auch die olle Schlode aus dem Kindergarten, ebenso wie die Weibsbilder aus dem Bergmannschen Mietshaus. Für Neueinsteiger der Reihe, erklärt die rüstige Reichsbahnrentnerin das alles aber noch mal ganz genau! Da gibt es kein Vertun, da weiß man gleich Bescheid, dass die olle Schlode mit ihren Zuhörern weder bei Geburtstagskaffees, oder Beerdigungen oder beim Männerchor Gnade mit dem Sitzfleisch oder den Mägen ihrer Zuhörer kennt. Daher übernehmen nun die Senioren die Planung und sind da ganz gründlich. Dank Neffe Stefan kommen sie natürlich auch durch die Freuden des Internets an genügend Finanzen und so bewahrheitet sich, was Renate Bergmann ja schon immer wusste: Topflappen sind unverzichtbar und werden immer gebraucht!


 Durch Kontaktbeschränkungen und Quarantäne brauchten wir dringend Hörbuchnachschub für die ganze Familie, um es sich im Haus gemütlich zu machen. Da Renate dank der Bräuteschule eine ganz hervorragende Hausfrau ist, war sie natürlich unsere erste Wahl. Wenn man auch nicht das Haus verlassen kann, kann man die Äpfel aus dem Garten einmachen und sich mit der rüstigen Truppe aus Berlin-Spandau dabei schon mal in Vorweihnachtsstimmung bringen lassen, im Coronawinter, als Halloween und St. Martin ausfielen. Auch meine Töchter mögen die schnodderig – patente Art von Carmen-Maja Antoni als Renate Bergmann. Von nichts lässt sie sich unterkriegen, weder der neuesten Technik, noch so ein paar läppischen Fremdwörtern, sie wissen schon, was wir meinen. Die Berliner Schauspielerin trifft genau den Ton und die Pointen der Anekdoten, die auch bisweilen mal abschweifen, wie das so ist, wenn man ins Plaudern gerät. Aber was solls, wenns ganz hart kommt, heißt es „Prost! Darauf ein Korn!“ oder eben einen Kinderpunsch für die minderjährigen Zuhörer. Tatsächlich hören die Mädels die Geschichten immer wieder gerne und zitieren sie regelmäßig. Nun fürchte ich, dass wir noch viel mehr Schafe für unsere Krippe brauchen...


Bei diesem Weihnachtsabenteuer liegt wirklich eine lustige stringente Rahmenhandlung vor, die für Extraschmunzler sorgt und die sich natürlich zum Höhepunkt hin zuspitzt. Es werden war auch ein paar Anekdoten am Rande erzählt, wie sie Renate gerade eben in den Sinn kommen, aber es ist eben nicht nur eine Aneinanderreihung mehr oder weniger langer, unzusammenhängender Geschichten rund um Advent, Weihnachten und Silvester, weshalb dies hier mein persönlicher Weihnachtsband ist, da ich auch der Sprecherin treu ergeben bin. Die ersten Bände wurden noch von Marie Gruber gesprochen.


Wir bedanken uns ganz herzlich für vergnügliche Hörzeit im kontaktbeschränkten Coronawinter beim Der Audio Verlag!


Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.der-audio-verlag.de/hoerbuecher/wir-brauchen-viel-mehr-schafe-die-online-omi-macht-theater-bergmann-renate-978-3-86231-828-5/ 


#zuhausehören #hörbuchliebe #renatebergmann #onlineomi #wirbrauchenvielmehrschafe #carmenmajaantoni #deraudioverlag #krippenspiel #adventshörbuch #familienhörbuch #familienvergügen #hörbuchblogger #hörbuchtipp#