Donnerstag, 3. Januar 2019

Hans Christian Andersens schönste Märchen Teil 2, Audiolino Verlag



Hans Christian Andersens schönste Märchen Teil 2, Audiolino Verlag

Die Sammlung des Schweden Hans Christian Andersen „Märchen, für Kinder erzählt“ erschien erstmals 1839 in Deutschland mit 156 Geschichten, von denen einige inzwischen in Vergessenheit geraten sind, wobei ich diese hier enthaltenen durchaus von meinen Märchenschallplatten und Kassetten her kenne. Meine Jüngste kannte sie noch nicht und wollte unbedingt Andersens schönste Märchen hören, noch viel lieber als die Grimmschen. Mama mag skandinavische Autoren aber meist nicht so, da ihnen oft eine Schwermut anhaftet, der die Leichtigkeit fehlt und gerade Andersens Märchen z.T. furchtbar traurig sind. Dieser Teil enthält:
- Die Prinzessin auf der Erbse
- Die wilden Schwäne
- Das Feuerzeug
Alle drei Märchen kenne ich aus meiner Kindheit. Die wilden Schwäne fand ich ziemlich traurig und furchtbar ungerecht dem liebenswürdigen freundlichen jüngsten Prinzen gegenüber, aber auch durchaus sehr spannend. Ein Märchen, das bei mir in meiner Brust als Kind zwei Herzen schlagen ließ. Meine Jüngste, die sich dieses Hörbuch wünschte, mochte alle 3 Geschichten auf Anhieb und meine Älteste (11,5) bat uns im Auto still zu sein, da sie gebannt dem Abenteuer der verzauberten 13 Prinzen und ihrer liebenden Schwester lauschte, aber auch dem Märchen vom Feuerzeug. Ich kenne nun das schwedische Original nicht, war aber erstaunt, daß das Märchen vom Soldaten, der der Hexe das magische Feuerzeug stiehlt, doch teilweise recht gruselig, brutal und grausam ist. Dass der Soldat die Hexe betrügt und dann tötet, war mir im Gedächtnis geblieben, alles Übrige habe ich wohl verdrängt. Erstaunlicherweise hat meine zartbesaitete Jüngste aufgrund des Märchenhaften hinreichend Distanz aufbauen können, um dennoch prima bei diesen Geschichten einschlafen zu können (sie ist 9 und fürchtet sich manchmal vor Geschichten für 5 jährige). Wobei auch ich diese Geschichte als Kind geliebt habe. Das Märchen von der Prinzessin auf der Erbse kommt mir hier kürzer vor, als unsere Pixi-Buch-Varianten, aber wahrscheinlich ist dies ein Irrtum. Die Geschichte von den wilden Schwänen bietet wahrlich alles, was ein älteres Märchenliebhaberherz zu bieten hat. Eine schöne und herzensgute Prinzessin, die ihre Brüder von Herzen liebt, eine böse Schwiegermutter und absolute Geschwistersolidarität. Das Mädchen ist so schön, daß ein Prinz sich sofort in ihre Schönheit verliebt, obwohl sie stumm ist und einer eigentümlichen Beschäftigung nachgeht, dem Spinnen von Brennnesseln…
Die sprachliche Fassung dieser Märchenversionen ist wirklich wunderschön bildlich und von großer sprachlicher Eleganz. Mir war gar nicht mehr bewusst, in welch schöner Sprache diese Märchen wahrscheinlich verfasst wurden. Dies kommt in dieser Fassung sehr gut heraus, könnte den Horizont kleiner Kinder aber auch leicht übersteigen. Da die Brutalität der Bösen und auch des Soldaten nicht geschönt sind, würde ich diese Fassung für Kindergartenkinder eher nicht wählen (wobei ja auch Hänsel & Gretel nicht ohne sind). Die Geschichten sind jeweils geprägt von meisterlicher Tiefgründigkeit, die man als Erwachsener ganz anders schätzen kann als, als Kind.
Nicht enthalten auf dieser Aufnahme ist die Geschichte des Schweinehirten, anders als in der Verlagsankündigung abgedruckt. Allerdings dauern diese 3 Märchen auch schon über eine Stunde.
Mit Anne Moll, Svenja Pages und Jens Wawcrzek (Peter Shaw von den ???) sind drei hervorragende Sprecher ausgewählt worden, die mit viel Gespür für die sprachliche Schönheit des Textes die alten Märchen vortragen. Sie haben alle 3 sehr angenehme Stimmen und sprechen klar und deutlich, wenn man den Lautstärkeregler entsprechend hochdreht, denn die Aufnahme ist recht leise.
Der CD-Hülle, die von den farbigen Illustrationen von Daniela Drescher geziert wird, enthält auch ein kleines Booklet mit Wissenswertem zu Hans Christian Andersen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Audiolino für dieses Rezensionsexemplar.

Mittwoch, 2. Januar 2019

Winter – Das große Lesebuch für die ganze Familie, Hersg. Ulrike Schimpf, Illustration Lisa Manneh, Herder Verlag



Winter – Das große Lesebuch für die ganze Familie, Hersg. Ulrike Schimpf, Illustration Lisa Manneh, Herder Verlag

Diese Anthologie vereint winterliche Klassiker, moderne Klassiker und eigene Texte der Herausgeberin, wodurch es ein wunderbarer Familienschatz ist, welcher wie folgt untergliedert ist:
1. Herbststürme und Schneegestöber bietet spätherbstliches zu Regenwetter und schlechter Laune aber auch Köstlichkeiten wie Otfried Preuslers kleine Hexe und der Maronimann oder ein Rezept für heiße Schokolade (mit echten Kakaopulver) mit Zimt. Lieder wie Schneeflöcken, Weißröckchen.
2. Schlittschuhe und Schneeballschlachten präsentiert mit Twin Cities, Zwei wie Tag und Nacht (über ein ungleiches Zwillingspaar, bei dem sie Eiskunstläuferin werden will, und die sich nach einer Trennung unendlich vermissen), Mister Santa, eine weihnachtliche Geschichte mit Schlittschuhen, ein Rätsel und ein Gedicht
3. Herausforderungen und Abenteuer beginnt mit einem Auszug aus Heidi und deren Winterquartier im Dorf (eine Geschichte, die die meisten Kinder lediglich als Film kennen dürften, auch kleine standhafte Katri erzählt eine Geschichte aus vergangen Zeiten über das Leben eines armen Mädchens in Finnland, das für seinen Unterhalt schuften muss und besonders im Winter große Not leidet, ehe es sich ein besseres Leben erkämpfen kann. Lenz von Georg Büchner erzählt von der qualvollen Wanderung durch Eis und Schnee eines leidenden jungen Schriftstellers, auch Der weiße Tod im Froßnitztal gibt Einblicke in das harte Winterleben auf Bauernhöfen in Osttirol vor 100 Jahren. Auch Hans Christian Andersens Märchen vom Mädchen mit den Schwefelhölzern zeugt von der Kinderarmut und deren unerbittlichen Schicksal im Winter.
4. Eisbären und Weihnachtshunde, mit einer Geschichte über einen Welpen zu Weihnachten, ein Eisbärengedicht, einem Lied und natürlich wieder einem Rätseln über winterliche Tierspuren im Schnee
5. Winterträume und Weihnachtswünsche, mit einer Geschichte über Sylvester in Istanbul, dem Märchen vom Schnee, einer Winterepisode aus dem Briefroman Daddy Langbein, einer Episode aus einem Roman von Andreas Steinhöfel, über die erste Liebe, wenn man unkonventionell aufwächst und immer etwas anders ist,
6. Väterchen Frost und Frau Schneekönigin: In diesem Abschnitt gibt es neben dem Rätsel und, der Geschichte Alina, Aluna und die zwölf Monatsbrüder Märchenklassiker der Winterzeit wie Frau Holle, Die Schneekönigin, Der goldene Schlüssel und die Fabel Die Grille und die Ameise von Jean de la Fontaine
7. Advent und die Heilige Nacht: bietet Einblick in Herbst- und Winterfeste in anderen Ländern und Religionen aber auch wunderschöne Klassiker, wie einen Auszug aus Astrid Lindgrens Polly hilft der Großmutter, Selma Lagerlöfs Die heilige Nacht, Maria durch ein Dornwald ging, Frederik Vahles Lied vom Weihnachtsmann, Advents- und Weihnachtsbräuche, Die Weihnachtsgeschichte, ein weihnachtliches Rätsel und vieles mehr.
8. Schneeglöckchen und erste Sonnenstrahlen beginnt mit einem Dezember, einer Erklärung der Wintersonnenwende und der Tagundnachtgleiche, dem Lied Winter, ade!, einem weiteren Rätsel, einer Schneeflockengeschichte und einem Rezept für Glückskekse.

Das Winter-Lesebuch ist wunderschön gestaltet und besonders die Rätsel haben es meinen Kindern angetan und natürlich das Rezept für Glückskekse, das auch extra den Hinweis enthält: Achtung: Die Kekse brauchen fast eine Woche um hart zu werden. Und sicherlich noch viel länger, um sich so viele Botschaften für die Glückskekse auszudenken und aufzuschreiben. Meine Kinder zerbrechen sich bereits die Köpfe, denn zum chinesischen Neujahrsfest kann man sie ja immer noch öffnen und überhaupt ist Glück ja niemals aus der Mode.

Die Auszüge aus den Kinderbüchern machen neugierig und bis auf Polly, die kleine Hexe und Heidi waren sie uns noch nicht bekannt. Der Opa freut sich über Gedichte von Kästner und Kurts Tucholsky und über Geschichten in angenehmer Länge, die er bei den kommenden Nikolausfeiern der Nachbarschaft vortragen kann. Bisher war es nämlich jedes Jahr ein echtes Gedöns eine passende Geschichte zu finden, die dann meist aus dem Lesebuch der Kinder stammt, das aber mit dem Schulwechsel wegfällt... Nun haben wir endlich einen hinreichenden Vorrat an schönen Weihnachtsgeschichten für Jung und Alt, die auch weihnachtlich im eigentlichen Sinne sind. Das Kapitel Herausforderungen und Abenteuer, hätte für mich gerne mehr Abenteuer und Spaß als Herausforderung und Elend beinhalten können, aber ich habe ja auch Kind auch immer schon beim Märchen von dem Mädchen mit den Schwefelhölzern bitterlich geweint. Die kleine Hexe und Polly hilft der Großmutter, sowie Heidi reichen für meinen Geschmack völlig aus, um den Kindern zu verdeutlichen, wie gut es ihnen geht, und das es nicht selbstverständlich ist. Die Geschichten von Andreas Steinhöfel und Ulrike Schrimpf geben neben Frederik Vahle zwischen vielen traditionellen Gedichten und Geschichten eine moderne Note. Sprachlich sind die Geschichten wunderbar gefasst, da hat Herausgeberin Ulrike Schrimpf ein ebenso sicheres Gespür bei bewiesen, wie bei den Einleitungen zu den Romanextrakten. Da es sich aber um eine Anthologie handelt, gibt es ja genug anderes für jeden Geschmack zu entdecken, so daß man diese Geschichten den älteren Kindern, Eltern und Großeltern vorbehalten kann. Dank der liebevollen Aufmachung werden wir es auch in diesem Winter noch öfters zur Hand nehmen und nächstes Jahr früher mit der Glückskeksplanung beginnen, das ist unser fester Vorsatz fürs neue Jahr!

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Herderverlag für dieses Winter-Lesebuch, daß uns auch in den kommenden Jahren durch die kalte Jahreszeit begleiten wird.