Samstag, 3. Februar 2018

Drachenalarm in meinem Rucksack, Tom Nicoll, gelesen von Jona Mues, audiolino



Drachenalarm in meinem Rucksack, Tom Nicoll, gelesen von Jona Mues, audiolino
Dies ist das zweite Abenteuer des Mini-Drachen Ping, der aus Versehen mit einer Sojasprossenlieferung des Asia-Schnellimbisses bei Eric auf dem Teller landet. Ping findet es ziemlich öde zu Hause zu bleiben, während Eric mit seinen Freunden Ming und Finn in die Schule geht. Also bettelt er so lange rum, bis er mit in die Schule darf, im Rucksack. Leider ist ihm das auch zu langweilig und er öffnet den Reißverschluß. Heraus kommt ein riesiges Chaos und eine Strafarbeit für Eric und Ping, der im Rucksack verharren soll, bis dieser von dem hinterhältigen Nervnasen-Nachbarsjungen Toby heimlich gegen dessen Rucksack ohne Ping getauscht wird. Jetzt müssen Eric und seine Freunde alles daran setzen, um zu verhindern, daß Toby den geheimen Mini-Drachen seiner ganzen Schule präsentiert. Wie sollen sie das nur anstellen, wo doch Erics Lehrerin stinksauer ist, weil er die Strafarbeit nicht vorlegen kann, die natürlich im vertauschten Rucksack steckt!
79 Minuten Spaß und Spannung ab 8 Jahren.
Ping macht zwar nur Unsinn und hat nur Flausen im Kopf, aber man muss ihn dennoch gern haben, ganz anders als Toby, diesen Besserwisser und Zankhansel. Wobei, Lehrerin Frau Riese sich auch hervorragend als Bösewicht eignet. Eine Lehrerin wie keiner sie gerne haben möchte und die wirklich Angst einflößend ist. Umso mutiger bei solch einer Lehrerin abzuhauen, um einen Freund in Not zu retten. Dabei müssen Eric und seine Freunde feststellen, daß all ihre Vorurteile gegenüber Tobys Elite-Schule einzig und alleine ihrer Abneigung gegen Toby selbst entspringen bzw. auf den Lügengeschichten gründen, die dieser zu erzählen pflegt. Vor Ort in der Schule machen die Kinder nämlich ganz erstaunliche Entdeckungen und damit meine ich nicht, daß Pings Orientierungssinn bei Weitem
Dabei gefällt mir sehr gut, daß Eric immer mit dem armen reichen Nachbarsjungen spielen soll, dessen Eltern nie Zeit für ihn haben. Das kommt sicher vielen Kindern bekannt vor, mit Kindern spielen zu sollen, die man nicht mag, statt mit seinen Freunden.
Jona Mues ist einer meiner Lieblingssprecher, weil er eine wirklich sehr angenehme Stimme hat und noch dazu sich sein Gesicht mir beim Zuhören nicht in mein Hirn drängt, so daß dort Raum für grüne Drachen und pfiffige Kinder bleibt. Das ist wirklich eine Kunst, immerhin ist er hier in Koblenz Mitglied des Theaterensembles. Dabei gelingt es ihm immer noch den einzelnen Rollen ihre eigenen Stimmen zu geben, allen voran der fiesen Lehrerin Frau Riese.  Das Hörbuch lief bei meiner Tochter hoch und runter, ohne daß uns seine Stimme oder die Szenenmusik nervte.
Autor Tom Nicoll hat schon zu Schulzeiten versucht möglichst viel Unsinn in seine Schulaufsätze zu packen und lebt nun mit seiner Frau, Tochter und Katze mit Identitätskrise in der Nähe von Edinburgh.
Franziska (8): Ich finde das Hörbuch sehr schön, es ist lustig, aber auch spannend. Ping ist sehr witzig, macht aber auch nie, was man ihm sagt und richtet damit nur Chaos an. Den Sprecher mag ich, er hat eine schöne Stimme.
Diese witzige und spannende Geschichte über ungleiche Freunde verdient 5 von 5 Sternen.
Weiter geht die Reihe übrigens mit Drachenalarm in meinem Klo.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei audiolino für das Rezensionsexemplar zur Fortsetzung unserer Drachenalarmreihe!

Freitag, 2. Februar 2018

Berühre mich. Nicht. Laura Kneidl, Lyx



Berühre mich. Nicht. Laura Kneidl, Lyx
An ihrem 18. Geburtstag flieht Sage Derting aus ihrer Heimat in Maine nach Nevada an ein kleines College in ihrem alten VW Transporter, der ihr auch als Wohnung und Werkstätte für ihren selbstgefertigten Schmuck dient. Durch den Verkauf des Schmucks möchte sie ihren Lebensunterhalt bestreiten, ebenso wie durch einen Job im Keller der Collegebücherei, fernab der Massen. Die Ruhe dort scheint ihr himmlisch, denn all die Massen von fremden Menschen machen Sage Angst, und Angst will sie nie wieder haben. Die Angst wollte sie in Maine zurücklassen, aber ihr entkommt sie einfach nicht. Trotz ihrer zurückhaltenden Art, finden sie in der auffallend schönen und offenen April eine neue Freundin und alles könnte gut werden, wenn nicht die Angst wäre z.B. vor ihrem unglaublich attraktiven tätowierten Kollegen Luca aus der Bücherei. Die Einsamkeit, die sie in der Bücherei zu finden hoffte, ist ihr nämlich nicht vergönnt. Doch Luca scheint nicht der coole Herzensbrecher zu sein, für die sie ihn zunächst hält.
Gut, der Grund für Sages Angst lässt sich relativ bald erahnen  und auch, wer letztendlich Sages Herz erobern und ihre Ängst beruhigen kann, aber gerade bei Liebesromanen ist ja oft der Weg das Ziel und dieser ist richtig toll geschrieben und zieht einen in einen Sog, das einen immer weiter mitreißt, bis zu einem Ende, das mich leider frustriert hat. Gut, Cliffhanger, um auf Band 2 neugierig zu machen finde ich in Ordnung, aber dieser hier ist nicht nach meinem Geschmack.
Dabei hat die Geschichte nicht nur einen wirklich tollen Schreibstil. Die Charaktere sind sehr sympathisch, zumindest die in Nevada. Man fiebert richtig mit Sage mit und hofft so sehr für sie, daß sie sich doch bitte ihren neuen Freunden öffnen mögen, denn diese unterstützen sie wirklich toll und sind ihr gegenüber ausgesprochen offen und fair. Da wünscht man sich beim Lesen schon, daß sie selbst ebenso offen sein möge, denn die Leserin weiß ja ohnehin relativ bald, was hinter ihren Ängsten steckt, die sie stetig übermannen und die sie in den Griff zu bekommen versucht.
Auch wenn man irgendwann denkt, man kennt alle Liebesgeschichten und eigentlich ist ja alles vorhersehbar, konnte mich das Buch wirklich packen und ging mir richtig unter die Haut. Es ist ein Buch das wirklich echte Emotionen hervorruft, positive wie negative. Man schluchzt, bangt, heult und seufzt, das fand ich wirklich richtig klasse, obwohl ich ja sonst selten so dicke Bücher zu Rezensionszwecken lese (wenn es mir nicht gefällt, muss ich noch soooo viele Seiten lesen…). Dennoch habe ich es wirklich nicht bereut und beim Lesen nie gedacht, oje, noch sooo viele Seiten und es hätte wirklich 5 Sterne von mir bekommen, aber das Ende hat mich wie gesagt frustriert.
Es ist auch kein Erotikroman, bis auf die letzten Kapitel am Schluß geht es mehr ums Hoffen und Bangen, aber wirklich im positiven Sinne, nicht albern oder pubertär, sondern schon sehr echt. Das war mir sehr recht, weil ich es anschließend meiner Praktikantin geben wollte, als Entschuldigung dafür, daß sie mich oft nicht begleiten durfte, weil Verfahren mit Gewalt gegen Frauen oder sexuellen Missbrauch meist unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfinden, zumindest als Gewaltschutzverfahren oder in Sorgerechtsfällen. Nun geht es hier auch um Gewalt gegen Frauen und die Ängste zu denen diese führt, aber somit war es ja auch sehr passend für dieses Praktikum und es ist auch angemessen für eine 14 Jährige. Vielleicht öffnet dieses Buch einigen Leserinnen die Augen für die Bedeutung dieses Themas außerhalb von #metoo. Sexueller Missbrauch und Gewalt gegen Frauen bzw. in der Familie kommen öfter vor als man glaubt, in „besseren Kreisen“ fällt es nur nicht so schnell auf, weil die Täter raffinierter vorgehen und mehr psychischen Druck aufbauen. Beschäftigt Euch damit, wehrt Euch und schämt Euch nicht! Aber bitte, es sollte niemand alleine mit sich selbst ausmachen. Ich bin sehr froh, daß es in Deutschland den Weissen Ring gibt, für Opfer von Gewalt.
Auch wenn ich das Buch sehr gerne gelesen habe, kann ich wegen des frustrierenden Endes „nur“ gute 4 Sterne vergeben.