Samstag, 2. Dezember 2017

The book of dust: La Belle Sauvage, Philip Pullman, Pinguin



The book of dust: La Belle Sauvage, Philip Pullman, Pinguin
Die ist eine Prequel zu “Der Goldene Kompass” und wie auch schon bei “His dark materials” ist auch das Prequel wohl als Triologie angelegt worden, 22 Jahre später.
Es empfiehlt sich gewisse Grundkenntnisse mitzubringen, denn der Autor scheint vorauszusetzen, daß man die „His dark materials“ Triologie kennt.
Die Geschichte spielt in einem Paralleluniversum, ähnlich dem unsrigen, aber nicht ganz und auch in einer etwas früheren Zeit. Gekocht wird mit Feuer, Telefon gibt es nicht, dafür aber was Ähnliches wie Helikopter. Jeder Mensch hat einen Dämon, mit dem er von Geburt an, Zeit seines Lebens, verbunden ist. Dämon und Mensch sind können sich nur unter großen Schmerzen räumlich voneinander entfernen, sie bilden eine Einheit. Der Mensch kann auch durch die Augen seines Dämons sehen. Während der Kindheit können die Dämonen noch Form und Gestalt wechseln und sich so den Bedürfnissen ihres Menschen anpassen, wenn sie z.B. Nachts zu seiner Eule werden, um besser sehen zu können. Sobald der Mensch ausgereift ist, steht die endgültige Natur des Dämons fest und es gibt keine Verwandlung mehr.
Nun zur Geschichte: der elfjährige Malcolm und sein Dämon Asta leben mit seinen Eltern im Gasthaus „Trout“ und hilft selbstverständlich mit. Dennoch mag er die 15 jährige verstockte Spülhilfe Alice nicht. Die zwei haben eine Art Waffenstillstand geschlossen. Als pfiffiges Kerlchen hilft Malcolm auch im benachbarten Kloster aus und in seiner Freizeit ist er gerne mit seinem Kanu unterwegs. Eines Nachts kommen seltsame Gäste in den Trout und erkundigen sich nach dem Kloster und ob dort ein Baby aufgezogen wird. Als er der Frage nachgeht lernt er Baby Lyra kennen, daß von der Küchenschwester versorgt wird. Lyra ist die Tochter von Lord Asriel und Mrs. Coulter aus dem Goldenen Kompass. Das religiös-fanatische Magisterium will Lyra unbedingt in seine Gewalt bringen und setzt seinen Geheimdienst und den durchtriebenen, in Ungnade gefallenen Gerald Bonneville auf Lyra an. Sowohl Malcolm, als auch Alice schließen die hilflose Lyra schnell in ihr Herz. Das ist auch Lyras einziger Schutz, denn die zwei retten sie, als die Welt wie sie sie kennen unter einer Flut zu ertrinken droht.
Das Buch fängt richtig super an. Neben Malcolm, Alice und Lyra lernt man noch viele andere spannende Charaktere kennen. Besonders Dr. Hannah Relf habe ich ins Herz geschlossen. Sie ist eine Professorin für die Geschichte der Ideen und führt Malcolm ein, in ein viel breiteres Gedankenspektrum. Sie leiht ihm Bücher und diskutiert mit ihm darüber. Ihr erzählt Malcolm alles Besorgniserregende oder Auffällige was er erlebt oder beobachtet. Denn Dr. Relf arbeitet für Oakley Street, eine Geheimorganisation, die sich dem Magisterium widersetzt. Gerade diese Passagen, in denen es um Geheimbünde und Spionage geht finde ich sehr spannend. Die Organisation, die Struktur, aber auch der tiefe Einblick in das sich immer stärker zusammenbrauende Böse des Magisteriums. Da fällt es nicht schwer beim Lesen unwillkürlich Vergleiche mit Diktaturen in unserer realen Geschichte zu ziehen und zu erschaudern. Leider verlässt uns Dr. Relf mit Ende von Teil 1. Teil zwei schildert die Flucht der Kinder durch die unendlichen Fluten in Malcolm kleinen Kanu. Es ist toll mitzuerleben wie Malcolm und Alice einander näherkommen, die Abneigung sich auflöst und einer tiefen Verbundenheit und Vertrauen weicht. Sie haben unheimlich spannende Aufgaben auf ihrem Weg durch die Wasserödnis zu bewältigen. Doch leider entgleitet Teil 2 gegen Ende. Während Malcolms Welt bisher noch relativ real war, wird sie plötzlich einfach so bizarr und mystisch. Das stellt für mich wirklich einen Bruch innerhalb des Buches dar. Er scheint für mich der inneren Logik des Buches zu widersprechen. Auch der Aufbau von Dr. Relf als wirklich zentralen Charakter, der plötzlich nicht mehr auftaucht, im Gegensatz zu vielen anderen, ließ mich unbefriedigt zurück. Während ich anfangs noch total begeistert war, hat mich das etwas enttäuscht. Ich hoffe sehr, daß Pullmann in seinem nächsten Band, der hoffentlich nicht wieder 22 Jahre auf sich warten läßt, zu seiner Form aus dem ersten Teil des Buches zurückfindet. Noch will aber wissen wie es weitergeht, noch hat er mich nicht als Leser verloren.
Sprachlich kann man Pullmann sehr gut folgen, auch wenn man bisweilen die Tiergestalt der Dämonen oder nautische Begriffe nachschlagen muß. Gerade bei den nautischen Begriffen mußte ich aber feststellen, daß mir das deutsche Wort ebenso wenig sagt, wie das englische. Ich habe einfach keine Ahnung von der Seefahrt, was dem Spaß an dem Buch aber keinen Abbruch tut.
Ein stellenweise sehr fesselndes Buch, aber leider durch den Bruch in der Geschichte kann ich nicht mehr als 3,5 Sterne vergeben (d.h. etwas besser als Mittelmaß).

Freitag, 1. Dezember 2017

Als der Weihnachtsmann seinen Bauch verlor: 24 Weihnachtsgeschichten für Kinder, Marit Bernson, Stella Chitzos



Als der Weihnachtsmann seinen Bauch verlor: 24 Weihnachtsgeschichten für Kinder, Marit Bernson, Stella Chitzos
Dieses kleine feine Weihnachtsgeschichtenbuch erzählt in 24 kurzen Geschichten von ganz unterschiedlichen Erlebnissen der Weihnachtszeit. Stopp, es sind nur 22 Geschichten, dafür aber noch zwei Gedichte. Für alle die ein Buch suchen, daß sie Kindern als Adventskalender vorlesen können, ist dieses sehr gut als Gute-Nacht-Adventskalender geeignet.
Es sind kleine feine Geschichten mit einem Funken Weihnachtsmagie. Das bisweilen Traditionelle wird mit dem Besonderen gepaart, ohne daß es ins Fantasy-Genry abdriftet. Es geht nicht um das Spektakuläre, sondern das Herzerwärmende.
So begleiten wir den Weihnachtsmann und seine Rentiere auf Geschenketour und erleben, was passiert, wenn ein übereifriger Elf, zu wilde Manöver fliegt.
Der Weihnachtsmann ist so im Stress, daß er vor lauter Arbeit das Essen vergisst und so dünn wird, daß ihm die Hose rutscht und er gar nicht mehr nach Weihnachtsmanna aussieht. Eine sehr lustige Vorstellung, fand meine Floh-Tochter.
Was passiert eigentlich, wenn bei einem Schokoadventskalender hinter einem Türchen die Schokolade fehlt? Auch das kann zu wunderbaren Erlebnissen führen.
Größere Geschwister, die die Kleineren auf das Kinderkarussell begleiten, werden mit einem Schlittenflug zum Nordpol belohnt.
Selbst ein Stromausfall an Heiligabend hat etwas besinnlich Gemütliches, wenn man im Kreise seiner Lieben bei Kerzenschein feiert.
Wenn man an Heiligabend bei Opa und Oma ist, während die Eltern im Krankenhaus auf die Geburt des Geschwisterchens wartet, scheint alles traurig und trüb. Doch wenn man dann erstmal den kleinen Bruder sieht, ist es dann doch das schönste Geschenk.
Jede Geschichte ist anders, doch jede hat ein Wohlfühlende, meint meine Jüngste. Sprachlich sind die einzelnen Episoden bildhaft und gut verständlich geschildert.
Alle Geschichten werden von einem Funken Magie geprägt und sei es die Magie der Liebe. Auch in der Kürze vermag Marit Bernson jede Menge Weihnachtsstimmung und Abwechslung zu vermitteln. Durch die Kürze können auch schon kleine Kinder zuhören, die noch eine kurze Aufmerksamkeitsspanne haben, oder Leseanfänger, die Geschichten in Fibelschrift selbst lesen (die Schrift ist aber nicht sehr groß, angenehm, aber nicht riesig).
Jede Geschichte wird mit einer liebevollen Illustration von Stella Chitzos geschmückt. Diese entsprechen stilistisch dem Cover und heben sich mit ihrer nostalgischen Realitätsnähe von den meisten aktuellen Illustrationen ab. Weihnachten versprüht ja auch heute noch den Charme des Althergebrachten.
Die Autorin Marit Bernsen wurde 1977 in Mecklenburg geboren und studierte in Kassel und Berlin. Inzwischen lebt sie mit ihrem Mann und ihren Kindern in Oberfranken, wo sie Kinderbücher, Liebesromane und humorvolle Geschichten schreibt und verlegt.
Illustratorin Stella Chitzos wurde 1978 geboren und arbeitete zuerst als Diplom-Grafik-Designerin in einer Werbe- und Eventagentur, ehe sie sich selbstständig machte. Neben der freiberuflichen Tätigkeit für verschiedene Agenturen, illustriert sie Kinderbücher. Sie lebt mit ihrer Familie in Erkrath.
Wem noch einfällt, daß er noch gar kein Adventskalenderbuch für dieses Jahr hat, kann sich dieses ganz schnell noch auf seinen e-reader oder sein Handy laden, es ist aber auch als Taschenbuch erhältlich, dann wird es aber zeitlich etwas knapp.
Uns haben diese Geschichten und Gedichte richtig gut gefallen. Natürlich haben wir unsere Lieblinge, aber alle sind wirklich schön, keine hat unsere Erwartungen getäuscht und wir haben uns stets auf die nächste gefreut.
Wir bedanken uns ganz herzlich für dieses wunderbare Rezensionsexemplar und geben gerne 4,5 Sterne, da wir einige Geschichten doch noch schöner als andere fanden.