Samstag, 14. Oktober 2017

Tildas Tierbande: ein Wollschwein im Wohnzimmer, Anna Lott, dtv junior



Tildas Tierbande: ein Wollschwein im Wohnzimmer, Anna Lott, dtv junior
Die neunjährige Tilda ist mit ihren Eltern in den Trüffelweg gezogen. In dieser Straße, die an Bauer Hartwigs Hof grenzt gibt es genau 6 Häuser, die sich als Dreierreihe gegenüber stehen. Tilda erhofft sich vom Umzug aufs Land, daß ihre Eltern ihr endlich ihren sehnlichsten Wunsch erfüllen: ein Schaf, dafür hat sie sich schon eine Leine zum Gassi gehen gekauft! Als sie ihre Umgebung erkundet, entdeckt sie ein Baumhaus und trifft Tomma. Sie ist so alt wie sie und ganz schön kess! Von ihr erfährt sie, daß gegenüber die neunjährigen Gabriel, Gonzo und Gregor. Wer in dem andern Haus neben Tilda wohnt, weiß Tomma auch nicht. Bei einer Erkundung des Bauernhofs entdecken Tilda und Tomma einen Stall, deren Tür ihnen entgegenfällt. Darin lernen sie Wollschwein Muffin, Angorakaninchen Wühler und Seidenhuhn Kasi kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick, auch wenn Muffin einen sehr eigenen Kopf hat und vor keiner Tür halt macht. Er hat sich ganz klar Tilda als neuen Lieblingsmenschen ausgesucht und Kasi Tomma, aber wer soll sich um Wühler kümmern? Das soll Wühler selbst bestimmen und so organisieren sie ein Casting.
Kinder, Tiere und Banden, das gibt es häufiger, aber Anna Lott hat Tildas Tierbande einige wirklich schöne Ideen und Charaktere geschenkt, die diesen Reihenauftakt auszeichnen. Es sind oft die Kleinigkeiten, die den Charme ausmachen.
Die Mädchen aus dem Trüffelweg, übernehmen die Verantwortung für 3 Tiere, die Bauer Hartwig andernfalls weggeben würde. Während die Mädchen so zu einer eingeschworenen Gemeinschaft zusammenwachsen und Verantwortung übernehmen, fühlen sich die Jungs ausgeschlossen und unfair behandelt. Das kann auf Dauer nicht ohne Folgen bleiben und diese sind zum Teil sehr lustig und skurril! Denn auch die Jungen sind recht eigen. So trägt Gabriel stets ein schwarzes Kapuzencape und eine Darth-Vader-Maske und Gonzo trägt stets schleimige Nacktschnecken mit sich herum. Die Jungs bringen die Aufregung in die Idylle und lassen so manch gruselige, abgefahrene Idee einfallen.
Blass wirken die Mädchen aber nicht neben ihnen, sie versuchen nur nicht stets mit abgefahrenen Aktionen Aufmerksamkeit zu erlangen, was ihnen auch wirklich gelingt. Nicht nur bei den Mädchen, sondern auch bei Bauer Hartwig, der doch einfach nur in Ruhe seine Arbeit machen will. Aber nichts da, vor den Tieren und Kindern ist nichts sicher und da kann auch er sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Die Schrift ist für das Lesealter ab 8 Jahren noch etwas größer und durch die zahlreichen Illustrationen und sehr kurze Kapitel haben auch ungeübtere Leser wirklich tolle Fortschrittserlebnisse, ohne zu ermüden. Dabei ist die Sprache sehr kindgerecht und wenn mal ein ungewöhnlicher Begriff, wie z.B. Casting vorkommt, wer er gut verständlich erklärt.
Sehr gut gefallen uns die Zeichnungen der drei Mädchen Tilda, Tomma und Tati links im Klappeneinband und Gregor, Gonzo und Gabriel rechts im Einband. So kann man bei den gleichen Anfangsbuchstaben nicht durcheinander kommen und sie sich noch besser vorstellen. Die Illustrationen von Verena Körting sind wirklich sehr liebevoll und die wolligen Tiere, die oft noch zusätzlich am unteren Seitenrand entlang wuscheln einfach zum Liebhaben.
Ein richtig schönes Buch für Tierliebhaber und Geschichten um Kinderbanden und Freundschaften. Da wird Freundschaft, Trubel und Spaß geboten und schon hat der junge Leser es beendet!
Gerne vergeben wir 5 von 5 Sternen!
Wir bedanken uns ganz herzlich bei dtv junior für das wunderbare Rezensionsexemplar und Anna Lott für das nette Interview!

Interview mit Anna Lott 13.10.17 Frankfurter Buchmesse



Interview mit Anna Lott 13.10.17 Frankfurter Buchmesse
Anna Lott hat viele Jahre als Redakteurin für Radio Bremen gearbeitet, wo sie noch heute gerne Kinderbücher vorstellt. Inzwischen ist sie Drehbuchautorin und entwickelt Geschichten für Fernsehen und Hörfunk, wenn sie nicht gerade neue Kinderbücher schreibt wie z.B. „Luzies verrückte Welt“ (über die einfallsreiche Luzie und ihr Meersschweinchen Herkules) oder „Moppi und Möhre“ (Meerschweinchenabenteuer in der Tierpension) oder verbringt Zeit mit ihrer Familie. Ihre Söhne hören gerne ihre Geschichten, so mag ihr Jüngster sehr gerne das Hörbuch zu Tildas Tierbande.

Liebe Anna, Du lebst mit Deiner Familie in Bremen, dort habt Ihr sicher keinen Platz für ein Wollschwein im Wohnzimmer, habt ihr denn Meerschweinchen, die Du Dir sonst gerne als Helden aussuchst? Wir haben tatsächlich zwei Meerschweinchen.
A.L.: Ich habe mal auf dem Land gewohnt und damals hatten wir zwei chinesische Maskenschweine. Die waren aber schon ziemlich groß und das geht wirklich nur, wenn man auf dem Land lebt.

Wenn Du Dich für ein Tier entscheiden müsstest und nicht das Tier für Dich, Hand auf Herz, was würdest Du wählen: Wollschwein, Angorakaninchen oder Seidenhuhn?
A.L.: Das Wollschwein ist definitiv mein Favorit, auch wenn ich die anderen Tiere auch sehr süß finde.

Hattest Du als Kind auch eine Bande, oder Deine Kinder?
A.L.: Ich habe es mir immer sehr gewünscht mit drei anderen Mädchen auf dem Schulhof, aber nach einem Treffen auf dem Schulhof war es dann auch schon wieder vorbei.

Wir mögen ja Tati besonders gerne, da wir auch so eine kleine zarte Tierflüsterelfe zu Hause haben.  Hast Du reale Vorbilder für Deine kleinen und größeren Helden?
A.L: Sie sind alle frei erfunden, aber natürlich haben sie schon einige Eigenschaften von realen Personen, die sich dann auch ergänzen.
(Das können wir bestätigen, da unsere Jüngste sogar was die fehlerhafte Namenseintragung nach der Geburt -sie hieß mit Zweitnamen plötzlich Carla statt Clara- Tati ähnelt, allerdings hat sie blonde Locken ;) )
Alle haben ihre Eigenheiten. Tati ist sensibel, Tomma ist mutig und Tilda versteht sich mit allen gut.  Aber tatsächlich mag ich auch Gabriel sehr gerne, obwohl er nur eine kleinere Rolle hat, wie er sich stets hinter seiner Darth-Vader-Maske versteckt.

Bauer Hartmut ist schon ein skurriler Typ, sein Geheimnis der stets blütenweißen Hemden würde ich ja gerne erfahren. Bekommen wir in den nächsten Bänden mehr Einblick in seine Künstlerseele?
Im nächsten Band nicht, da bekommen wir mehr Einblick  in seine Tätigkeit als Bauer. Er ist aber mehr ein Gourmet, als ein Künstler,  er kocht und backt leidenschaftlich gerne. Seine Bilder zeigen ja allesamt Gemüse.
Vielen lieben Dank für das Gespräch!