Sonntag, 3. September 2017

Backen mit Christina, Christina Bauer, Löwenzahn Verlag



Backen mit Christina, Christina Bauer, Löwenzahn Verlag
Einfache und schnelle Rezepte, die ganz sicher gelingen. Hm, das wurde mir schon häufiger Versprochen, aber eine Krux ist meistens dabei, z.B. in merkwürdigen Größen der Backformen, die man so nicht zu Hause hat….
Das ist hier nicht der Fall, allerdings sind einige Zutaten nicht überall gleich einfach zu finden, so ist Backmalz keine Nullachtfuffzehn-Zutat, sie macht das Gebäck goldener und hilft dem Gelingen, ist aber austauschbar. Christina empfiehlt Honig, eine No-Go-Zutat bei uns, aber eine Prise Zucker selbst bei herzhaftem Gebäck tut es auch.
Der Einstieg beginnt mit den Grundlagen und wichtigen Tipps zur einfachen Verarbeitung von Hefe beim Backen. Das funktioniert wunderbar. Allerdings sind Begriffe wie „unter Dampf backen“ mir nicht so erläutert worden bisher, wie in der Leserunde zum Buch. Ich käme nie auf die Idee, beim Aufheizen unten Eiswürfel auf ein Blech zu geben, damit das gefrorene Wasser verdampft…
Sie mag nicht auf ihre Kitchen-Aid verzichten und ich gebe ihr Recht: Hefe- und Brotteig mit einer Maschine zu kneten ist echt hilfreich!
Die Mengenangaben sind so reichlich bemessen, das es per Hand auch echt anstrengend wäre, sie reichen echt für Parties, lassen sich aber für den Hausgebrauch halbieren und die Hälfte einfrieren.
Super finde ich, das Prinzip: ein süßer Hefeteig, ganz viele Verwendungsmöglichkeit. Ich mache oft süßen Hefeteig und es ist super, mal wieder Abwechslung in den Backalltag zu bringen. So konnte ich z.B. einen Teil des Teigs zu einem Schokozopf verarbeiten und aus dem Rest Zwetschgenkuchen machen. Gerade durch verschiedene Falt- und Flechttechniken werden oft Pasten, die auf den ausgerollten Teig aufgebracht werden, besser in das Gebäck eingebacken und der Geschmack deutlich intensiviert. Für Ungeübte, sind diese Techniken bisweilen eine echte Herausforderung, aber es lohnt sich, wenn man die Geduld aufbringt.
Was mir nicht klar war, ist dass es in der Österreichischen Küche nicht nur andere Begriffe für die Backzutaten gibt, klar, Germ für Hefe kennt man, aber auch andere Typenbezeichnungen für das Mehl. Die Typenbezeichnungen werden zu Beginn bei den Basics übersetzt, so dass man dann einen Klebezettel anbringen sollte. Hier fände ich es praktisch, wenn bei den jeweiligen Rezepten die Angaben in „3 Sprachen“ angegeben worden wäre, das wäre einfacher. Im Glossar hinten sind dann die Zutaten „übersetzt“.
Wir haben die Bärlauchschnecke mit Pesto gestest, das Ruckzuck-Brot, den Schokozopf und die Sonnenblumenkern-Brötchen getestet. Es wurde alles aufgefuttert, auch die Kinder haben gut mitgegessen.
Gerade die Brotrezepte haben bisweilen sehr viele verschiedene Mehlsorten benötigt, die man gerade auch im Hinblick auf die Lagerung nicht immer alle zu Hause hat und wenn man dann nur 200g braucht, ist das nicht immer sehr praktisch. Aber gerade die vielen Varianten für süßen Hefeteig finde ich toll, aber auch die Brotteige lassen sich mit einigen Kniffen gut aufpeppen und abwandeln. Wenn man also einen Teig besonders gut findet, kann man ihn mit Bärlauchfüllung, mit Pesto und den verschiedenen Falttechniken immer wieder abändern und dann hat man die Zutaten stets vorrätig.
Gerade die Vielfalt der angebotenen Rezepte, aber auch die Kategorie der Salzburger Spezialitäten gefiel mir wirklich sehr gut. In Österreich gibt es wohl auch Brotgewürz, dessen Zusammensetzung hier angeführt ist, zum Nachmischen. Da es sich um Gewürze (Anis, Koriander, Kümmel) handelt, die ich nicht mag, habe ich sehr gerne darauf verzichtet. Diese Angabe ist aber nicht hinten im Glossar, sondern vorne bei den wichtigsten Backzutaten.
Mein Buch ist von vorne bis hinten mit Klebezetteln gespickt, bei all den Rezepten die ich noch probieren möchte oder die ich auf jeden Fall wiederholen werde.
„Backen mit Christina“ kann ich auf jeden Fall empfehlen. Auch Anfänger können sich so gut an das Brotbacken herantasten und mit Selbstgebackenen überraschen! Einfach ausprobieren, es schmeckt!
Gerne gebe ich gute 4 von 5 Sternen.

Freitag, 1. September 2017

Eifelrache, Andreas J. Schulte, Emons Krimi



Eifelrache, Andreas J. Schulte, Emons Krimi
Paul David, Nato-Sonderermittler a.D. nachdem er bei einem Personenschutzeinsatz in Afghanistan seinen Unterarm verlor, lebt sich langsam wieder in das geruhsame Leben auf dem Campingplatz im Pöntertal ein, den er mit seiner coolen Tante Helga betreibt. Helga’s 57. Geburtstag steht an und neben Helgas Freundinnen werden auch Pauls Freundin die Spiegeljournalistin Susanne, POK Kalle Seelbach und der erfolgreiche Nerd Steffen erwartet. Als Paul anlässlich der Anpassung seiner neuen bionischen Prothese nach Frankfurt a. M. fährt, trifft er sich mit Susanne, die ihn aber schon kurz nach ihrem Eintreffen wieder versetzt: es brennt in der Redaktion wegen eines Sensationsartikels über Waffendiebstähle in der Bundeswehr. Paul wurmen die von Susanne angesprochenen Taten als ehemaligen NATO-Sonderermittler, sie lassen ihn nicht los. Da war doch auch erst vor kurzen der Überfall auf den bestens gesicherten Waffentransport auf den Petersberg. Doch Zeit dort nachzuhaken hat er kaum, da sich die Ereignisse überschlagen, als der Anwalt, den er noch vor wenigen Wochen in Daun aufgesucht hatte, wegen eines windigen Schneeballfinanzierungssystems, auf merkwürdigste Weise am Ufer des Laacher Sees ermordet wurde. Ein ehemaliger Armeekamerad möchte ihn für seine private Sicherheitsfirma als externen Berater und für einen BKA-Ermittler ist Paul plötzlich der Hauptverdächtige. Und das alles im geruhsamen Pöntertal!
Eigentlich ist Paul David ja Mr. Superman, intelligent, sympathisch, drahtig, auf Zack, zu gut um wahr zu sein. Seine Prothese lässt ihn da irgendwie menschlicher erscheinen, wobei ich es gut finde, daß ihn dieses Handicap nicht ausbremst und ihn nicht zum Opfer macht. Im letzten Fall hatte er noch einen Haken wie Käptn Hook, aber dank Kalles Hartnäckigkeit hat er nun so ein High-Tech-Wunder, das sich über eine Smartphone-App steuern lässt. Wie das funktioniert, wenn das Handy mal leer, kaputt, verlegt oder sonst wie außer Betrieb ist, hat sich mir nicht erschlossen, aber es funktioniert wohl auch ein wenig anders, als ich es mir vorgestellt habe, versicherte der Sonderpädagoge meines Vertrauens ;)  Interessant fand ich diese Beschreibungen schon und ausführlichere und detailreichere Ausführungen zu dem Thema hätten nur das Tempo gedrosselt.
Auch wenn der Krimi sofort mit dem Überfall eines hochgesicherten Waffentransports mit Toten startet, beginnt er doch wie das Leben im Pöntertal eher geruhsam. Bis ca. S. 80 verdichtet sich der Fall, die Atmosphäre baut sich auf, bis das Blatt sich wendet. Der Jäger wird zum Gejagten. Paul steht offensichtlich auf der Abschussliste des BAK Ermittlers Röschel, doch warum und wie kann er ihm aus den Weg gehen, damit er endlich mal aufklären kann, was da eigentlich los ist? Das ist unglaublich spannend beschrieben, denn Paul und seine Freunde Kalle und Steffen (die zu Schulzeiten nicht die heißesten Typen der Schule waren) stehen echten Profis, die aus dem Schatten heraus agieren, gegenüber. Zum Glück bekommen sie noch Unterstützung, von einer alten Freundin und von dem ehemaligen Dorfsonderling und seinem sehr auffälligen Wagen, der die ganzen Ermittlungen etwas auflockert.
Der Schreibstil ist von einem ironisch süffisanten Grundton geprägt, der echt Spaß macht und auch vor dem Ende nicht halt macht. Wenn man denkt, so, das war es jetzt, alles geklärt, kommt noch eine kleine feine Spitze, ein Augenzwinkern zum Schluß, das diesem Krimi das gewisse Etwas verleiht.
Ansonsten macht es mir natürlich großen Spaß, daß der Krimi in meiner Heimat spielt, daher kenne ich natürlich neben dem Bahnhofskiosk, dem Krankenhaus und dem Obi, selbst die abgelegenen Eifelstädtchen und das ehemalige Botschaftsviertel von Bad Godesberg. Aber selbst wenn man diese Ecke Deutschlands nicht kennt, macht es echt Spaß Paul David und seine sehr speziellen Freunde auf der Jagd nach der Wahrheit und dem Abenteuer zu begleiten.
Wirklich sehr kurzweilig und fesselnd. Wie viel Wahres hinter den beschriebenen Verbrechen steckt, möchte ich lieber gar nicht überlegen, denn einiges ist erschreckend real.
Top, definitiv 5 Sterne.